Die Atmosphäre war sachlich, das Interesse auch diesmal groß. Rund 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren der Einladung von Bürgermeister Henning Schulz zu einer weiteren Informationsveranstaltung zur Flüchtlingssituation in Gütersloh gefolgt. Besonders angesprochen waren diesmal die Nachbarn der sieben Standorte, für die der Rat im Februar den Bau von Unterkünften beschlossen hatte. Aber auch zahlreiche weitere Bürger und Bürgerinnen nutzten die erneute Möglichkeit, ihre Fragen zu stellen. Sie hatten dazu ausreichend Gelegenheit, in der Veranstaltung selbst und danach in Einzelgesprächen mit dem Bürgermeister und den Mitgliedern des Verwaltungsvorstands.
Wie schon im Januar gaben neben Henning Schulz auch wieder Sozialdezernent Joachim Martensmeier, die Erste Beigeordnete und Kämmerin Christine Lang sowie Andreas Kimpel, als Beigeordneter zuständig für den Sport, Informationen zum Sachstand - diesmal in der Sporthalle Spexard. Sie wird zwar vom Land nicht mehr als Erstaufnahmeeinrichtung genutzt. Als Unterbringungsmöglichkeiten für den Übergang bleibt sie voraussichtlich auch für die nächsten Monate notwendig, ebenso wie die anderen belegten Hallen.
Zwar würden der Stadt Gütersloh zurzeit keine Flüchtlinge zugewiesen, erklärte Bürgermeister Henning Schulz. Doch ab April sei nach jetzigem Stand wieder mit Zuweisungen zu rechnen. Für das Jahr 2016 erwartet die Stadt Gütersloh nach aktuellen Prognosen ca. 1600 Flüchtlinge. Vor diesem Hintergrund hat der Rat im Februar einstimmig den Bau von Unterkünften an weiteren sieben Standorten beschlossen, nachdem er bereits im Dezember mit seinem Beschluss die kurzfristige Errichtung von Raum für insgesamt 180 Flüchtlinge an der Holzheide, in Niehorst am Ellernhagen und am Hopfenweg in Spexard auf den Weg gebracht hatte. Die Neubauten sind Teil einer Rahmenplanung für das laufende Jahr, die außerdem weitere Anmietungen von Wohnraum und ab Herbst auch die Nutzung von Wohnungen der britischen Streitkräfte im Stadtgebiet vorsieht.
Eine Freiziehung der Sporthallen bis zum Jahresende sei das Ziel der Rahmenplanung, appellierte Sportdezernent Andreas Kimpel weiterhin an die Mitarbeit der Vereine: „Wir wissen, dass der Sport organisatorisch an der Grenze ist, aber wir brauchen den Sport.“ Mit seinen Angeboten habe er auch seinen Anteil an der Integration der Menschen, und doch gebe es momentan angesichts der zu erwartenden Zahlen noch keine Alternative. Den anwesenden Vertretern des SV Spexard, darunter auch dem Vorsitzenden Volker Stickling, dankte Kimpel wie auch der Bürgermeister für konstruktive Unterstützung.
Die meisten Fragen des Abends drehten sich – wie in den anderen Informationsveranstaltungen auch – um die Gestaltung der Standorte, um Anzahl und Zusammensetzung der Bewohner sowie um die Sicherheit. Hier verwiesen Bürgermeister Henning Schulz und Sozialdezernent Joachim Martensmeier einmal mehr auf gut funktionierende Beispiele von Nachbarschaftshilfe und Offenheit, wie es sie fast überall dort im Stadtgebiet gibt, wo bereits Flüchtlinge wohnen. Und auch Karsten Fehring, Leiter der Gütersloher Polizei, ergänzte mit Zahlen aus der Kriminalitätsstatistik. Die Quote von Straftaten, die sich mit Flüchtlingen verbinden lässt, ist in keiner Weise auffällig. Er sehe hier „keinen Grund zur Besorgnis“, fasste Fehring einmal mehr zusammen.
Dass die Unterbringung in Übergangswohnungen keine mittelfristige Strategie sein kann, wurde an diesem Abend in der Sporthalle Spexard ebenfalls thematisiert. Die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum ist ein Gebot der Stunde – nicht nur für Menschen, die als Flüchtlinge zu uns kommen. Beigeordnete Christine Lang kündigte eine Wohnbauoffensive an: Bereits im April sollen im zuständigen Fachausschuss erste Beschlüsse dazu gefasst werden.
Rahmenplanung für Flüchtlingsunterkünfte unter www.fluechtlinge-in-guetersloh.de