Ein Fußballverein in der Oberliga kostet Geld. Spieler, Trainer, Jugendabteilung, Verwaltung, Fahrten und auch Versicherungen müssen bezahlt werden. Dem FC Gütersloh ist es in den letzten Jahren nur unter allergrößten Anstrengungen und mit dem privaten Geld Einzelner gelungen, den laufenden Betrieb halbwegs zu finanzieren. Das Sponsoreninteresse in der Stadt ist nach wie vor sehr gering. Vorstand und Aufsichtsrat denken deshalb darüber nach, den FC Gütersloh aus der Oberliga abzumelden.
Die Insolvenz des „alten“ FC Gütersloh ist mittlerweile 15 Jahre her. In der Zeit haben verschiedene Vorstände auf unterschiedliche Art und Weise versucht, den Verein finanziell auf gesunde Füße zu stellen. Trotz bester Absichten und großem persönlichem Engagement ist das Niemandem gelungen. Wegen des fehlenden Sponsoreninteresses haben stets die Gelder von Einzelpersonen den FCG am Leben erhalten.
Der aktuelle Vorstand mit Andre Niermann und Alexander Leng hat nun versucht, mit größtmöglicher Transparenz und einem Schuldenabbau für Vertrauen zu werben. Doch auch das hat bisher nicht geholfen. „Die Abmeldung der ersten Mannschaft aus der Oberliga steht zur Diskussion. Falls es nötig ist, werden wir das tun, um eine Insolvenz zu vermeiden“, sagt der FCG-Vorsitzende Andre Niermann.
Die Zukunft der zweiten Mannschaft und der Jugendabteilung sind dagegen gesichert. Bis Februar steht Geld für den laufenden Spielbetrieb in der Oberliga zur Verfügung. Die Rückzugs-Überlegungen sind deshalb ein ehrliches Bekenntnis zur aktuellen Situation des Vereins. Sie sollen aber auch ein Hilferuf sein.
Mehr als 15 Jahre nach der Insolvenz ist es Zeit eine offene Diskussion in der Stadt zu führen: Wirtschaft, Politik und Gesellschaft müssen eine Entscheidung treffen, ob es in Gütersloh einen ambitionierten Fußballverein mit dem Heidewaldstadion als Heimat geben soll oder nicht. Gütersloh mit seiner Tradition kann als Fußball-Stadt dauerhaft nur erhalten bleiben, wenn der Verein eine entsprechende Unterstützung bekommt. Der FC Gütersloh braucht dabei nicht nur Geld, sondern auch eine Lobby und Menschen, die sich mit ihren Fähigkeiten für ihn einsetzen. Ein ambitionierter Fußballverein ist immer auch das Projekt einer ganzen Stadt.
Der FC Gütersloh hat in seiner Geschichte natürlich viele Fehler gemacht. Um solche Fehler in der Zukunft zu vermeiden, braucht der Verein eine entsprechende Struktur. Dazu gehören beispielsweise eine professionell durchorganisierte Vereinsverwaltung und eine gut ausgestattete Jugendabteilung ebenso wie ein Heidewaldstadion, das dringend aufgewertet werden sollte. Doch solche professionellen Strukturen kosten Geld. Durch die finanziellen Schwierigkeiten war es dem Verein in der Vergangenheit nicht möglich, solche Strukturen aufzubauen.
Um das Interesse von Sponsoren zu wecken und Menschen zu begeistern sich zu engagieren, braucht ein Verein auch eine Zukunftsperspektive. In einer wirtschaftsstarken Stadt wie Gütersloh mit fast 100.000 Einwohnern und vielen erfolgreichen Unternehmen kann es nicht das dauerhafte Ziel sein, einen Fußballverein mit Mühe in der 5. Liga über Wasser zu halten. Der FC Gütersloh benötigt auch Unterstützung, um sich eine sportliche Perspektive nach oben erarbeiten zu können. Dies braucht natürlich Zeit, aber so eine Perspektive ist für den Verein und das Umfeld mit seinen ehrenamtlichen Mitarbeitern heute schon wichtig. Sonst macht das Engagement keinen Sinn.