FC Gütersloh Präsident André Niermann und FC Gütersloh-Kenner Helmut Delker im Interview mit Matthias Kirchhoff
Die Geschichte des FC Gütersloh ist bunt: Nach jahrelangen Erfolgen und dem Kratzen am Aufstieg in die erste Bundesliga kam im Jahr 2000 die Insolvenz. Seitdem machte der FC immer wieder Schlagzeilen – positive wie auch negative.
Die aktuellste Meldung über eine mögliche Abmeldung der ersten Mannschaft aus dem Spielbetrieb der Oberliga West schockt sicherlich alle treuen Wegbegleiter und Fußballfans des Gütersloher Traditionsclubs. Dabei wäre diese Entscheidung keinesfalls willkürlich, sondern schlicht und einfach das Resultat eines finanziellen Problems, welches bereits seit Jahren vorliegt. Eine erneute Insolvenz könnte nach aktuellem Stand nur mit diesem einschneidenden Schritt vermieden werden. Mit Präsident André Niermann steht nicht nur ein treuer Fußballfan an der Spitze des Clubs, sondern ein wahrer Macher. Ein Mann mit Ideen, Visionen, Fleiß und Ehrgeiz – er ist aber auch ein Realist. In den letzten eineinhalb Jahren schaffte man es, einen riesigen Schuldenberg abzubauen und nach eigener Aussage als Verein mittlerweile »sehr gut« dazustehen.
Momentan ist die Rede von einem finanziellen Loch von 70 000 Euro bis Saison-ende. Bis Februar März ist der Verein sicher. »Dann sind wir blank«, sagt Andre Niermann im Interview in aller Ausdrücklichkeit. Allerdings ist der finanzielle Engpass fast eine Nebensächlichkeit im Schatten einer viel wichtigeren Frage.
Radio Gütersloh Moderator und FCG-Kenner Helmut Delker bringt es auf den Punkt: »Nur durch den Einsatz eines Andre Niermann oder eines Alexander Leng konnte der FC in der Vergangenheit überhaupt überleben. Es wäre allerdings eine Aufgabe der ganzen Stadt, einen Verein repräsentativ in der Oberliga zu halten – wenn man denn möchte.«
Nachhaltigkeit ist das Wort der Stunde. Kurzfristige Lösungen oder auch Finanz-
spritzen helfen nur temporär. »Ein Verein muss wachsen und zukunftsorientiert arbeiten«, so Niermann. Mit aller Mühe eine Mannschaft in der Oberliga zu halten, helfe nicht. Denn wenn die erste Mannschaft schon kurzfristige finanzielle Unterstützung aus der Jugendabteilung benötigt, stimmt etwas nicht. »Wir müssen endlich mal Tacheles reden«, sagt Andre Niermann. Die Frage ist eigentlich simpel. »Will man es, oder will man es nicht?«. Die Lösung liegt dabei auf der Hand.
Regelmäßige Einnahmen und Sponsorengelder
Dabei geht es um geringfügige Summen im Bereich der 50 Euro oder 100 Euro monatlich, was bei über 5000 inhabergeführten Betrieben in Gütersloh doch kein Problem darstellen sollte. Mit einem guten Konzept könnte man so ganz schnell Nachhaltigkeit hervorrufen. Und wenn dann die Großen auch noch ihren Teil dazu geben, sieht es noch ganz anders aus. Bei einem Verein, der Gütersloh auch als Wirtschaftsmarke präsentieren kann, müssen logischerweise alle mit anpacken. Vielleicht schafft es Gütersloh ja, eine Galionsfigur für den FCG zu gewinnen, der alte und neue Netzwerke aktiviert und wie man es in Ostwestfalen so schön sagt: »Komm, jetzt musst Du aber auch mitmachen.«
Bleibt immer noch die Frage: Will man einen ambitionierten Fußballverein im Heidewald spielen sehen oder nicht? Wenn ja, muss dieses Vorhaben zeitnah umgesetzt werden!