Innovativ, sozial und familienfreundlich: Mit einem Konzept zur Schaffung einer Unternehmenskultur, bei der sich trotz Präsenzzeiten oder Schichtdienst Beruf und Privates vereinbaren lassen, hat die Diakonie Gütersloh jetzt bei der „Social Start-up Challenge“ überzeugt. Die Idee der Gütersloher schaffte es unter die letzten drei. Die Finalisten präsentierten ihre Konzepte anschließend vor großer Runde im Bundeswirtschaftsministerium – bei der „Social Start-up Night“.
Social Start-up, Social Entrepreneurship, Social Thinking – das Programm der Veranstaltung wimmelte vor englischen Begriffen, die an diesem Tag jedoch alle einer gemeinsamen Frage unterstellt waren: Wie können etablierte Betriebe sozialer werden? Für dieses Vorhaben wollte das Bundeswirtschaftsministerium klassische Unternehmen mit Start-ups aus dem sozialen Bereich zusammenbringen. „Sozialunternehmen machen soziale Ideen marktfähig. Das gilt für Naturschutz ebenso wie für Bildungsangebote“, sagte dazu die Parlamentarische Staatssekretärin Brigitte Zypries bei der Eröffnung der Abendveranstaltung. Das traditionelle deutsche Wirtschaftsmodell, das von der Innovationsbereitschaft mittelständischer Unternehmen lebe, könne durch Start-ups neue Ideen erhalten. Dies sei der Grund, warum man diese zwei „Innovationsmotoren unserer Wirtschaft“ zusammengebracht habe.
Unter den Teilnehmern: die Diakonie Gütersloh mit der Fragestellung „Wie schaffen wir eine familienfreundliche Unternehmenskultur in Betrieben mit Präsenzzeiten oder Schichtdienst?“. „Wir hatten uns mit dieser Konzept-Idee als einer von 14 Challenge-Gebern angemeldet“, blickt Yvonne Lienemann, verantwortlich für Fördermittel und Öffentlichkeitsarbeit bei dem kirchlichen Pflege- und Beratungsdienstleister, zurück. Aus den insgesamt 14 Fragestellungen – eine pro teilnehmendes Unternehmen – wurden per Mehrheitsentscheid sechs ausgewählt, die an diesem Tag in Kleingruppen weiter ausgearbeitet werden sollten. „In unserem Fall gehörte zum Beispiel, schon einmal einen ersten Maßnahmenkoffer zu skizzieren, mit dem die Problemstellung angegangen werden könnte“, so Lienemann. „Das fängt bei unserem Konzept mit offensichtlichen Dingen wie einer klaren Dienstplanung an. Aber denkbar wären beispielsweise auch Job-Sharing und Projekte in der Kinderbetreuung: Mittlerweile verrentete Kollegen haben vielleicht Lust, als Teilzeit-Oma oder -Opa einzuspringen, wenn Bedarf am Mann ist.“ Der Vorteil fürs Unternehmen: Durch die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie wächst die Mitarbeiterzufriedenheit, was wiederum Ausfallzeiten und Fluktuation reduziert.
Mit diesem Gesamt-Paket schaffte es das Diakonie-Konzept am Ende ins Finale – neben den Ideen der Berliner Projekte „MentorMe“ und „Querstadtein“. „Dass wir es soweit geschafft haben, ist eine super Sache“, sagt Lienemann erfreut. Und Diakonie-Vorstand Björn Neßler ergänzt: „Als Diakonie hängt uns manchmal ein etwas verstaubtes Image an. Dass wir uns dann mit unserer Idee gegen die der Start-ups durchgesetzt haben, ist noch einmal ein kleiner Bonus.“
Diese Idee soll nun auf keinen Fall in der Schublade verstauben. „Wir werden das Konzept jetzt weiter ausarbeiten. Und wenn unser Maßnahmenkoffer fertig gepackt ist, suchen wir uns ein Unternehmen als Partner, um das Projekt in der Praxis zu testen“, so Lienemann.