Wenn Angst, Misstrauen und Hilflosigkeit dem Kind schaden
Gütersloh. Nur durch den systematischen Aufbau von Hilfeleistung und die Zusammenarbeit von Institutionen kann Kindern von psychisch erkrankten Eltern früh genug geholfen werden. Rund hundert Vertreter des Gütersloher Netzwerkes „Frühe Hilfen“ haben sich am Mittwoch mit einer Fachveranstaltung in der Zentralen Akademie für Berufe im Gesundheitswesen (ZAB) damit beschäftigt, wie sich psychische Erkrankungen auf das Fürsorgeverhalten der Eltern auswirken.
Der Neurologe und Psychiater Dr. Michael Hipp, der im Sozialpsychiatrischen Dienst der Stadt Hilden tätig ist, zeigte auf, wie sich eine psychisch traumatisierte Mutter verhält. Zu beobachten sei das Vermeiden von körperlicher Nähe, die Unaufmerksamkeit gegenüber den Bedürfnissen des Kindes bei einem gleichzeitig ängstlichen Verhalten. Typisch zum Beispiel die Wickelszene, in der die traumatisierte Mutter nicht mit dem Kind spreche und den körperlichen Kontakt vermeide. Doch gerade in dieser frühen Phase sei die Mutter eine sichere Basis für das Kind, die Emotionen benennt, die Aufmerksamkeit teilt und die Signale des Kindes richtig interpretiert. Auch das Leiten bei der Körperhygiene, beim Essen und Einschlafen schaffe Rituale und Strukturen, die Sicherheit und Orientierung geben würden, so Hipp.
Im Netzwerk „Frühe Hilfen“, denen Vertreter aus dem Gesundheitswesen, der Kinder- und Jugendhilfe, der Schwangerschaftsberatungsstellen, der Frühförderstellen und weiterer sozialer Dienste angehören, stehen primär die Familien im Mittelpunkt, denen es aus eigener Kraft nicht gelingt, ihren Kindern die Möglichkeit zu einem gesunden Aufwachsen zu bieten. Andrea Fernkorn, Netzwerkkoordinatorin der Stadt Gütersloh, sieht die Aufgabe des Netzwerkes darin, die Erziehungs- und Beziehungskompetenz zu stärken, um frühzeitig Fehlentwicklungen der Kinder zu vermeiden. Bürgermeisterin Maria Unger betonte in ihrer Begrüßung, dass die Stadt Gütersloh den Auf- und Aufbau des Netzwerkes „Frühe Hilfen“ begrüße. Dieses Netzwerk, inklusive der Qualitätskriterien, die der Rat im November letzten Jahres verabschiedet hat, würden als dauerhafte Aufgabe in der kommunalen Prävention gesehen.