Am Mittwoch, 25. November, wird weltweit aller Frauen und Mädchen gedacht, die Opfer geschlechtsspezifischer Gewalt wurden und werden. Auch in Gütersloh werden mit der Fahne „Frei leben ohne Gewalt!“ Zeichen für die Rechte von Frauen gesetzt. Die hellblaue Fahne mit der Kontur einer Frau weht zur Ermutigung von Gütersloher Frauen und Mädchen vom 20. bis 27. November auch vor dem Rathaus in Gütersloh. Sie soll Frauen und Mädchen ermutigen, sich aus bestehenden Gewaltbeziehungen zu lösen und sich ein Leben ohne Gewalt aufzubauen. Jede vierte Frau in Deutschland ist oder war schon einmal Opfer von häuslicher Gewalt. „Im letzten Jahr fanden 72 Frauen und 77 Kinder Schutz vor häuslicher Gewalt im Gütersloher Frauenhaus“, so Petra Strauss vom Frauenhaus.
Der Trägerverein des Frauenhauses, der Frauenberatungsstelle und der Fachstelle gegen sexualisierte Gewalt setzt sich seit 36 Jahren für ein gewaltfreies Leben von Frauen und Kindern in Gütersloh ein. „Wir können betroffene Frauen bei der Verarbeitung der Gewalt unterstützen und bei rechtlichen, sozialen und finanziellen Fragen beraten. Im letzten Jahr fanden 1075 Kontakte mit 407 Frauen statt“ berichten die Mitarbeiterinnen der Frauenberatungsstelle und der Fachstelle gegen sexualisierte Gewalt. Der diesjährige Gedenktag ist den Mädchen und Frauen gewidmet, die sehr jung verheiratet werden. Jährlich werden weltweit 14,2 Millionen Mädchen vor ihrem 18. Geburtstag verheiratet. Das sind täglich 39.000 Mädchen.
Auch in Gütersloh suchen immer wieder Frauen, die in jungen Jahren zwangsverheiratet wurden, Schutz und Beratung im Frauenhauses, der Frauenberatungsstelle oder der Gleichstellungsstelle. Die Folgen sind verheerend: Schulabbruch, (sexuelle) Ausbeutung, zu frühe Schwangerschaft und finanzielle Abhängigkeit. „Die Gründe für diese Menschenrechtsverletzung sind vielfältig und reichen von Armut über mangelnde Bildung bis hin zu patriarchalen Traditionen, nach denen die Töchter jungfräulich in die Ehe gehen müssen“, so Gleichstellungsbeauftragte Inge Trame.
Zwar liegt in Deutschland das Mindestheiratsalter bei 18 Jahren, mit Zustimmung des Familiengerichtes allerdings können auch 16-Jährige heiraten. Häufig werden Minderjährige auch im Rahmen einer religiösen bzw. sozialen Eheschließung verheiratet, die in traditionellen Familien denselben Stellenwert wie eine standesamtlich geschlossene Ehe hat. Hierbei kann es durchaus vorkommen, dass auch ein 13-jähriges Mädchen verheiratet wird.
„Das umfassende Unterstützungs- und Beratungsangebot des Vereins Frauen für Frauen, der Gleichstellungsstellen sowie die Möglichkeit im Frauenhaus mit den Kindern Schutz und Unterkunft zu finden, sind in Gütersloh eine Möglichkeit, um aus der Spirale der Angst und der Gewalt auszubrechen“, sagte Bürgermeister Henning Schulz. Die Arbeit des Vereins „Frauen für Frauen“ stelle eine wesentliche Säule in Gütersloh im Kampf gegen Gewalt gegen Frauen und Mädchen dar. Aber Lydia Wesemann, Mitarbeiterin im Frauenhaus, macht auch darauf aufmerksam, dass die Arbeit im Frauenhaus nach wie vor dringend auf Spenden angewiesen sei.