Gütersloh. 60 Fachleute aus den Beratungsdiensten des Bereichs Migration und Integration trafen sich Ende November zum fachlichen Austausch im Kreishaus Wiedenbrück. Das Schwerpunktthema in diesem Jahr waren die Lebens- und Arbeitsbedingungen von Migrantinnen und Migranten in der aktuellen Krisenzeit.
Zum Netzwerk der Beratungsdienste, das vom Kommunalen Integrationszentrum des Kreises Gütersloh koordiniert wird, gehören die Migrationsberatung für erwachsene Migranten, der Jugendmigrationsdienst, die Integrationsagenturen NRW, die Flüchtlingsberatungsstellen und die städtischen Stellen im Bereich Migration und Integration. In mehreren Fachvorträgen informierten die Referentinnen und Referenten aus dem Bereich Migration und Integration die Mitglieder des Netzwerks.
Heike Wolts von der Verbraucherzentrale, Beratungsstelle Gütersloh, berichtete über Probleme, die Migrantinnen und Migranten in Verkaufssituationen betreffen können, weil sie nicht ausreichend informiert sind. Das sind zum Beispiel Kaufverträge, die per Telefon abgeschlossen werden. Diese seien unter anderem in der Ukraine nicht zulässig, sodass neu Zugewanderte denken könnten, dass dies in Deutschland auch der Fall sei. Wolts fordert eine breite Aufklärung und empfahl das Aufsuchen der Verbraucherberatung vor Vertragsabschließungen: „Wir möchten, dass auch neu zugewanderte Menschen zu ihrem Recht kommen.“ Die Beratung der Verbraucherzentrale umfasst diverse Themen, unter anderem Geld- und Kreditprobleme, aber auch Fragen zu Miet- oder Reiserecht.
Wie Menschen in einer Problemsituation durch Beratungen geholfen werden kann, stellte Jens Thormann von der Schuldnerberatung des Sozialdienstes katholischer Frauen und Männer im Kreis Gütersloh vor. Wichtig sei sofort zu handeln und nicht erst, wenn „das Kind in den Brunnen gefallen ist“.
Dominik Richard vom Jobcenter des Kreises Gütersloh berichtete darüber, dass die meisten Ukrainerinnen und Ukrainer im Kreis Gütersloh motiviert seien, die deutsche Sprache zu erlernen. Mit allen Leistungsbeziehenden wurden bereits Arbeitsberatungen durchgeführt. Nach den Sprachkursen kann im Jahr 2023 die Arbeitsvermittlung intensiviert werden.
In den anschließenden Arbeitsgruppen wurden die Herausforderungen für die Beratung in Krisenzeiten thematisiert. Dabei ist deutlich geworden, wie wichtig regelmäßige Treffen des Netzwerks der Beratungsdienste sind. So können alle Herausforderungen im Integrationsbereich zusammen angegangen werden. Durch die aktuellen Krisen müssen die zugewanderten Menschen mehr bürokratische Hürden überwinden. Beim Ausfüllen von Formularen, um staatliche Leistungen wie etwa Arbeitslosengeld zu bekommen, seien viele aufgrund geringer oder fehlender Sprachkenntnisse überfordert. Die Migrationsberatungsstellen werden verstärkt dafür aufgesucht, weshalb es dort aktuell zu Überlastungen kommt.
Bild: Die Referierenden und Organisatoren der Netzwerksitzung der Beratungsdienste (v.l.): Peter Detlefsen (Ausländerbehörde Kreis Gütersloh), Heike Wolts (Verbraucherzentrale NRW, Standort Gütersloh), Jens Thormann (Schuldnerberatung), Nelson Rodrigues und Hannah Plein (beide Kommunales Integrationszentrum Kreis Gütersloh) sowie Manuel Erdmeier (Abteilungsleiter Kommunales Integrationszentrum). (Foto: Kreis Gütersloh)