Über Schulprobleme ihrer Kinder und Enkelkinder und eigene Bedürfnisse sprachen jüngst zahlreiche Teilnehmerinnen der Frauengruppe des interkulturellen deutsch-russischen Vereins “Wasilissa e.V.“ gemeinsam mit ihrer Leitung Irina Scheit, der Landtagsabgeordneten Ursula Doppmeier und der Kreisschulpflegschaftsvorsitzenden Edith Mathmann.
Während Städte und Gemeinden die baulichen Voraussetzungen für ein gutes Schulsystem schaffen, bringt die Landesregierung Gesetze für Lernbedingungen auf den Weg.
Das gemeinsame Lernen von Schülern mit und ohne Behinderung, impulsiv aggressives Verhalten und psychisch auffällige Kinder machen Eltern zunehmend Sorgen. Regelschulkindern dürfen durch das neue inklusive Schulsystem keine Nachteile erleiden. Nach ersten Einschätzungen vieler Eltern im Kreis Gütersloh stößt Inklusion an Grenzen.
Das Land NRW müsse die Konsequenzen der Inklusion auch tragen. Denn die Schlüsselberechnung für Förderstunden stellt die Landesregierung, betont Doppmeier. Die Kreisschulpflegschaft als Elterninteressensgemeinschaft fordert in allen inklusiven Klassen eine Doppelbesetzung und eine maximale Klassenstärke von 25 Schülern. Wichtig ist, dass Eltern von Kindern mit besonderem Förderbedarf sich informieren und Unterstützung einholen. Dazu zähle ggf. auch das Verfahren zur Ermittlung des sonderpädagogischen Förderbedarfs gemäß der Ausbildungsordnung Sonderpädagogische Förderung NRW (AO-SF) einzuleiten. Nach der neuen Gesetzgebung können nur Eltern Anträge auf Sonderpädagogen, I- Kräfte und Integrationshelfer beantragen. Die Zusammenarbeit von Kitas und Grundschulen ist wichtig, damit das Kindeswohl geschützt und eine geeignete Beschulung gefunden werden kann.
Nach Vorbild des Rietberger Schulzentrums regt die Landtagsabgeordnete Doppmeier Schulzentren mit integrierten Förderschulen perspektivisch an, wo alle Schulformen vorgehalten werden.
„Für Kinder ist ein Schulwechsel oftmals eine große Belastung. Die Stärken der Schülerinnen und Schüler zu fördern, die konsequent umgesetzte individuelle Förderung, der Erhalt von Förderschulen und die komplette Durchlässigkeit des deutschen Schulsystems sind für die persönliche Weiterentwicklung des einzelnen Kindes wichtig“, sagt Edith Mathmann. Viele Eltern haben Angst, dass Kinder mit Schwächen und Förderbedarf einen Stempel aufgedrückt bekommen. Dabei fühlen sich auch Eltern stigmatisiert. Ein Leben ohne das Erreichen eines akademischen Grades ist für viele Menschen heute kaum vorstellbar. Die Gesprächsteilnehmerinnen wünschen sich eine Schulform, wo stärkere und schwächere Schüler gemeinsam hochqualifiziert unterrichtet und individuell gefördert werden. Unzufriedenheit spiegelt sich zu den Themen Unterrichtsausfälle, Vertretungs- und Reiselehren. In Russland gebe es bei längeren Erkrankungen Hausunterricht.
Die Kreisschulpflegschaft und der Verein “Wasilissa“ stehen seit Langem zu den Themen Schule, Berufsorientierung und Integration in enger Kooperation und unterstützen sich erfolgreich gegenseitig.
Die Landtagsabgeordnete informierte über das neue NRW-Landesprogramm „kein Abschluss ohne Anschluss (KAoA)“, das Potentialanalysen, Berufsfelderkundungen ab Klasse 7 und Praktika vorsehe. „Unternehmen müssen lernen zu erkennen, wie wichtig jeder einzelne Jugendliche ist“, bekräftigt die Leiterin der Frauengruppe Irina Scheit. Zudem resignieren Erwachsene anderer Herkunftsländer oftmals über die eigene Arbeitsplatzsituation. Eltern wünschen sich auch im Beruf ihre Stärken und ihren individuellen Lebensweg entfalten zu können sowie die Anerkennung von ausländischen Bildungsabschlüssen. Mathmann und Doppmeier versprachen Hilfen für Kinder und Erziehungsberechtigte. Die CDU Landtagsabgeordnete will die Themen des intensiven Austausches mit in den Landtag nehmen.
Infos unter www.wasilissa.de und www.ksgt.de