Immer wieder freitags kommt buntes Leben ins Spiel. Flüchtlings-Kinder malen, basteln, lachen und vergessen vielleicht ein bisschen den Weg, den sie gehen mussten, um in Gütersloh anzukommen: In der Notunterkunft in der Turnhalle Spexard werden sie von einer Gruppe Ehrenamtlicher betreut. Finanziell unterstützt wird diese Arbeit aus dem Spendenfonds "Engagement für Flüchtlinge", der ehrenamtliche Projekte in der Flüchtlingshilfe unbürokratisch und schnell finanziell fördert. Diesen Fonds hat jetzt die Bertelsmann Stiftung im Rahmen ihrer Flüchtlingsprojekte um 50.000 Euro aufstockt. Die Vorstandsmitglieder Liz und Dr. Brigitte Mohn trafen sich mit den Ehrenamtlichen der Spexarder Kinder-Spielgruppe, um sich von deren Einsatz erzählen zu lassen.
Vera Pirih hat es irgendwann auf dem Sofa nicht mehr ausgehalten. "Ich habe die Bilder von den Flüchtenden gesehen und mich gefragt: Was kann ich tun? Und gerade die Kinder haben mich angerührt - die haben ja einfach nichts!" Die 34jährige Gütersloherin hat selber zwei kleine Kinder und trotzdem ist sie gemeinsam mit gut zehn anderen Frauen jeden Freitag für die Kinder der Notunterkunft ehrenamtlich im Einsatz. In einem Raum in der benachbarten Josefschule richten sie für einen Nachmittag eine Welt für Kinder her. "Die Jungs stürzen sich gleich auf Autos und Legosteine, die Mädchen fädeln zur Zeit besonders gerne Perlen auf. Wir sehen an diesen Nachmittagen viele glückliche Kinder", erzählt Vera Pirih.
Liz und Dr. Brigitte Mohn, beide Mitglieder des Vorstandes der Bertelsmann Stiftung, sind beeindruckt vom Einsatz der Frauen. „Hier zeigen Menschen Engagement für die Zivilgesellschaft, und es entsteht eine Solidarität mit den Flüchtlingen. Für mich ist das auch ein sichtbares Zeichen, wie in unserer Stadt Gemeinschaft gelebt und Verständigung über Sprachen und Grenzen hinweg praktiziert wird", sagt Liz Mohn. „Es ist uns ein Anliegen, dieses ehrenamtliche Projekt voranzubringen.“ Dr. Brigitte Mohn ergänzt: "Die große Mehrheit der Flüchtlinge braucht dringend unsere Hilfe. Insbesondere die Kinder leiden unter dieser Lebenssituation. Das unbeschwerte Spielen kann ihnen helfen, ihre Erlebnisse zu verarbeiten und dabei auch noch die deutsche Sprache zu lernen - das ist ein Schritt in Richtung Zukunft.”
Raus aus der Langeweile und dem Alltagstrott in der Flüchtlingsunterkunft - Vera Pirih und ihr ehrenamtliches Team stecken Herzblut in diese Aufgabe. "Wir haben viele Spielsachen gespendet bekommen. Doch zusätzlich haben wir eine Zeit lang auch in die private Tasche gegriffen, um neue Malstifte, Knete oder Bastel-Perlen kaufen zu können. Aber da stößt man irgendwann an seine Grenzen." Das Geld aus dem Spendenfonds setzen sie nun ein, um die Nachmittage auf Dauer abwechslungsreich gestalten zu können.
"Die Spielgruppe ist eine gutes Beispiel für Projekte, die wir fördern möchten", sagt Brigitte Büscher, Sprecherin der Bürgerstiftung. Ehrenamt sei zwar Ehrensache, doch das dürfe nicht an fehlender finanzieller Unterstützung scheitern. "Wir hoffen, dass uns noch mehr Vereine, Initiativen oder Privatpersonen von ihren Projekt-Ideen, ihrer Arbeit vor Ort mit den Flüchtlingen berichten. Wir wollen helfen und wir können es - unbürokratisch und schnell." Informationen zum Förderverfahren gibt es hier: www.buergerstiftung-guetersloh.de.