Annika Rose ist begeistert von ihrem Auslandsaufenthalt in Châteauroux
Gütersloh. Die Busse fahren umsonst, in den Kuchen werden kleine Figuren eingebacken und beim Essen wird zwischen allen Gängen Brot und Käse serviert: Viele neue Eindrücke hat die 20-jährige Annika Rose in der Partnerstadt Châteauroux gewonnen.
Anfang dieses Jahres lernte sie fünf Wochen lang die französische Partnerstadt Güterslohs kennen – in der Arbeitswelt, in ihrer Gastfamilie und in einer fremden Kultur und Sprache. „Es war eine tolle Erfahrung, ich habe viele nette Kontakte geknüpft und mein Französisch verbessert“, bilanziert die Studentin.
Auch einen besonderen Brauch hat sie kennengelernt: Galette des Rois. „In den „Königskuchen“ aus Blätterteig wird eine kleine Figur eingebacken. Wer sie in seinem Stück findet, hat Glück“, erklärt die 20-Jährige den Brauch. Auch sie hat einmal die Figur gefunden. Und Glück hatte sie mit ihrem Auslandsaufenthalt ebenfalls.
Dabei erreichte sie Châteauroux zu einer sehr traurigen Zeit: Ihr erster Eindruck war eine Versammlung wegen des Anschlags auf Charlie Hebdo. „Ich wurde gleich mit eingespannt und habe ein Schild mit der Aufschrift „Nous sommes Charlie“ hochgehalten“, berichtet Annika Rose.
Bei der Begrüßung im Rathaus von Châteauroux hat sie nicht nur Bürgermeister Gil Averous, seinen Stellvertreter Jean-Yves Hugon und Christiane Jürging, zuständig für Städtepartnerschaften, kennengelernt. Sie machte auch Bekanntschaft mit zwei jungen Frauen aus Deutschland: einer Mitte zwanzigjährigen Sprachassistentin, die für ein halbes Jahr in Châteauroux arbeitete und einer 19-jährigen Praktikantin aus Saarbrücken. „Sonst war es eher schwer, Gleichaltrige kennenzulernen. Die Kollegen in meinem Praktikumsbetrieb waren alle älter, ich habe mich aber sehr gut mit ihnen verstanden“, so Annika Rose.
Ihr Praktikum absolvierte sie bei einer Zweigstelle der deutschen Firma KSB, die Pumpen und Armaturen für die Industrie herstellt. Dort war sie in der Auftragsbearbeitung tätig, hat Dokumente bereitgestellt und Kundenfragen beantwortet – auf Deutsch, Englisch und Französisch. Unter anderem bekam sie die Aufgabe, einen technischen Text zu übersetzen. Passend zu ihrem Studium, denn Annika Rose studiert im vierten Semester Internationale Kommunikation und Übersetzen mit den Sprachen Englisch und Französisch und im Nebenfach BWL in Hildesheim. Bisweilen schaute sie den französischen Kollegen über die Schulter. „Es hat mir gut gefallen. Es war ein interessanter Einblick, viele nette Kontakte zu Kollegen und eine gute Erfahrung. Ich habe jedoch für mich festgestellt, dass ich später keinen rein kaufmännischen Beruf ausüben möchte“, zieht die Studentin ein Fazit.
Während der fünf Wochen lebte sie bei Bénédicte Mohamed-Guillon und ihren drei Söhnen Alexandre, 17 Jahre alt, Nathan, zehn Jahre alt, und Pierre, sechs Jahre alt. „Ich habe am Familienleben teilgenommen, mit ihnen gegessen, Filme geschaut und gespielt“, erzählt Annika Rose. Außerdem machte die Familie Ausflüge nach Bordeaux und besuchte Fußballspiele. Obwohl ihre Gastmutter gut deutsch sprechen kann und bereits in Gütersloh war, sprach sie mit Annika Rose nur französisch. „Ich war gezwungen, französisch zu sprechen und habe so sehr viel gelernt“, freut sich die Studentin. Besonders der kleine Pierre habe sie oft auf Fehler hingewiesen und nicht aus Höflichkeit geschwiegen. Dass es in Deutschland keine Galette des Rois gibt, konnte Pierre aber nicht glauben.