Gütersloh (gpr). Ein schwieriges Kapitel deutscher und französischer Geschichte aus der lokalen Perspektive: Historiker aus Châteauroux und Gütersloh bereiten zurzeit gemeinsam eine Ausstellung zum Zweiten Weltkrieg vor. Im Rahmen einer Arbeitstagung wurden jetzt Themen, Gestaltung und Termine für die Präsentation festgelegt. Doch es ging um mehr bei den zweitägigen intensiven Begegnungen und Diskussionsrunden: Hinter der Darstellung der Ereignisse in der einen wie in der anderen Stadt steht die Einordnung der Geschehnisse, die Bewertung der lokalen Quellen und die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit lokalen Aspekten in ihrer Relevanz für die allgemeine Geschichte dieser Zeit. Das ist ein Diskussionsprozess, der auch 72 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs bis in die heutige Zeit hineinreicht. In der Ausstellung, die im Juni 2018 in Gütersloh und im September 2018 in Châteauroux zu sehen sein wird, wird dies spürbar sein.
Stadtarchivar Stephan Grimm, Museumsleiter Dr. Franz Jungbluth und Historiker Norbert Ellermann arbeiten bereits seit einem Jahr eng mit ihren Kollegen, dem Historiker Alain Giévis und dem Stadtarchivar Jean-Louis Cirès an der Präsentation, unterstützt von den jeweiligen Kolleginnen, die in Gütersloh und Châteauroux für Städtepartnerschaften verantwortlich sind: Karin Delbrügge und Christiane Jürging. Bei der Zusammenarbeit können beide Teams auf die Erfahrungen aufbauen, die sie vor drei Jahren mit der Konzeption der Ausstellung „Der große Krieg?“ zur Situation im Ersten Weltkrieg in beiden Städten gemacht haben. Sie ist inzwischen auch in Grudziadz (Graudenz, der polnischen Partnerschaft Güterslohs), in Danzig und in Olsztyn, der polnischen Partnerstadt von Châteauroux gezeigt worden. Die gemeinsame Arbeit an der Geschichte des 20. Jahrhunderts hat auch in anderer Weise Beachtung über die beiden Partnerstädte hinaus gefunden: Im Rahmen einer Studie des Deutsch-Französischen Instituts über die Relevanz von Städtepartnerschaften wurde das Team während der Tagung zu seinen Erfahrungen befragt.
Den zweitägigen Aufenthalt nutzte die Gruppe, um gemeinsam die Themenbereiche, die Leitlinien, und die Gestaltung der Ausstellung festzulegen. Gefördert wird sie unter anderem mit Landesmitteln aus dem Wettbewerb „Europa bei uns zuhause“. „Auch das ist eine Anerkennung des besonderen lokalen Ansatzes, der dieser Ausstellung zugrunde liegt,“ sagt Bürgermeister Henning Schulz, der die Delegation begrüßte, zu der auch Marc und Colette Pasquet als Vertreter des Partnerschaftsvereins gehörten. „Im Jahr des 40-jährigen Bestehens dieser Städtefreundschaft ist dies ein Beispiel dafür, wie eng der Austausch über all die Jahre geblieben ist und wie breit gefächert die Themen sind, an denen wir miteinander arbeiten können.“
Im Oktober wird gefeiert – 40 Jahre Städtepartnerschaft
40 Jahre besteht die Städtepartnerschaft zwischen Gütersloh und Châteauroux in Frankreich. Sie ist die älteste der insgesamt fünf Städtepartnerschaften, die Gütersloh pflegt und entstand aus der Initiative ehemaliger Kriegsteilnehmer. Broxtowe in Großbritannien, Grudziadz in Polen, Falun in Schweden und Rshew in Russland sind weitere Städtepartner. Vom 12. bis 15. Oktober steht das Jubiläum im Blickpunkt, wenn – pünktlich zur Eröffnung des Schinkenmarktes – eine große Delegation aus Châteauroux, an der Spitze Bürgermeister Gil Avérous, in Gütersloh erwartet wird. Insgesamt sind dann rund 40 „Castelroussins“ (so nennen sich die Bürger von Châteauroux selbst) zu Gast in Gütersloh – unter anderem bei der International Police Association, der Handball-Sportgemeinschaft und der deutsch-französischen Gesellschaft. Auf dem Schinkenmarkt beliefern Colette und Marc Pasquet wieder treue und neue Kunden mit regionalen Spezialitäten. Eröffnet wird am Donnerstag, 12. Oktober, im Stadtmuseum die Ausstellung „2 mal 20“ mit Schwarz-Weiß-Fotografien von Detlef Güthenke aus Gütersloh und Sophie Pamart aus Châteauroux, die im Sommer auch im Rathaus der französischen Partnerstadt zu sehen war. Zu einer Feier am 13. Oktober im Gütersloher Brauhaus werden rund 200 Gäste erwartet, die in den vergangenen 40 Jahren die Städtepartnerschaft unterstützt und gefördert haben. Und auch das Programm am Samstagnachmittag auf dem Schinkenmarkt steht im Zeichen der deutsch-französischen Freundschaft.
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