Ehrenamtskoordinatorin nimmt Arbeit auf
Werther. FREAK, das ist die Abkürzung für Freiwilligen- und Ehrenamtskoordinatorin. Eine solche Koordinatorin begleitet nun die ehrenamtlichen Mitglieder des neuen Museums im Künstlerhaus in Arrode. Eine erste Finanzierung leistet der P.A. Böckstiegel Freundeskreis. Dieser hat sich zur Aufgabe gemacht, das Interesse am Werk des Künstlers zu wecken und das Erbe ideell und materiell zu fördern. Dazu gibt es im neuen Museumsbetrieb vielfältige Möglichkeiten für ehrenamtlich engagierte Bürger. Mit ihrer Arbeit unterstützen sie das Museum Böckstiegel-Haus und sind zugleich wichtige Botschafter des Museums. Um dieses Engagement zu koordinieren, gibt es nun eine Ehrenamtskoordinatorin.
Menschen machen im Museum mit – freiwillig
Dieses Modell wurde nicht in Arrode erfunden: „In Dänemark und Großbritannien ist Ehrenamt im Museum sehr viel selbstverständlicher. Es geht nämlich nicht nur um materielle Spenden sondern auch ideelle. Wir wollen dabei auch junge Menschen fördern“, erläutert Museumsleiter David Riedel das Konzept. Konkret Pate gestanden hat das Ehrenamtsmodell der Liebermann-Villa am Wannsee. Dort ist seit zehn Jahren eine Gruppe Freiwilliger tätig. Auch das Otto Modersohn Museum in Tecklenburg, das jüngst mit Ehrenamtlern an den Start ging, ist ein Vorbild. Zu beiden Häusern bestehen enge Vernetzungen.
„Wir schätzen bürgerschaftliches Engagement am Museum, denn Ehrenamtliche sind Menschen, die Zeit, Talente, Wissen und Energie mitbringen. Sie schließen da an, wo die Arbeit der Hauptamtlichen aufhört“, freut sich Volker Strothmann, Geschäftsführer des P.A. Böckstiegel Freundeskreises über das Freiwilligenprojekt.
Als Koordinatorin konnte Jutta Mohaupt-Hörmann gewonnen werden. Sie ist zertifizierter Coach und erfahrene Deeskalationstrainerin. Vortragstätigkeit und Menschenführung gehören auch zu ihren beruflichen Tätigkeiten bei der Kreispolizeibehörde in Gütersloh, wo sie ein Kommissariat mit 15 Mitarbeitern leitet. Was Ehrenamt bedeutet, kennt die gebürtige Amshausenerin aus eigener Erfahrung in der Flüchtlingsarbeit und vom DRK. Als Koordinatorin wird sie Menschen, die mitmachen möchten, anleiten und begleiten. Zu ihren Aufgaben gehört Einsatzpläne erstellen, Teamsitzungen organisieren, Einführungsgespräche leiten, ausscheidende Ehrenamtliche ordentliche verabschieden sowie ihnen eine Tätigkeitsbescheinigung ausstellen und vieles mehr. Kurzum: Bei ihr laufen die Fäden der Freiwilligen zusammen, denn Freiwillige koordinieren sich nicht von selber, da sind sich Stiftung und Freundeskreis sicher.
Mitmachen macht Spaß
Diverse Studien, wie die Freiwilligen-Erhebung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, erfassen seit fast zwanzig Jahren die Motive der Ehrenamtlichen. Das sind vor allem: Spaß an der Tätigkeit, Freude, mit Anderen gemeinsam etwas zu tun, Gesellschaft mitgestalten oder sich weiterqualifizieren. Vom Sinn der Ehrenamtsarbeit ist Beate Behlert, Stiftungsgeschäftsführerin überzeugt. Denn das Miteinander von Stiftung, Freundeskreis und Ehrenamtlichen sei eine Gewinnsituation für alle. „Die Menschen, die sich hier engagieren, sind Ermöglicher für die Stiftung. Sie erweitern die Kapazitäten der hauptamtlichen Mitarbeiter. Zugleich sind Stiftung und Freundeskreis ihrerseits Ermöglicher: Hier werden sinnvolle Betätigungsfelder geschaffen. Dabei geht es um zeitlich definierte Tätigkeiten. Wenn uns ein junger Mensch Zeit schenkt und irgendwann zum Studium fortzieht, ist das in Ordnung. Wir wissen, dass Familie und Beruf die Menschen im mittleren Alter gleichzeitig fordern. Darauf wird Rücksicht genommen. Ehrenamt soll Freude machen.“
Das findet auch Norbert Barlmeyer, der erste Freiwillige aus dem Freundeskreis selbst, der sich spontan gemeldet hat: „Ein neues Museum vom ersten Spatenstich bis zur Fertigstellung und darüber hinaus als engagierter Hobbyfotograf zu begleiten, ist für mich ein seltener Glücksfall. Deshalb habe ich sehr gerne meine Unterstützung als ehrenamtlicher Mitarbeiter zugesagt.“
Jutta Mohaupt-Hörmann wünscht sich, dass Menschen Freude an sinnhafter Tätigkeit finden. Dazu seien nahezu alle Qualifikationen willkommen, es brauche explizit die Verschiedenheit der Menschen: „Wir suchen Leute, die bei Vorträgen einen Bücher- und Infotisch betreuen genauso wie Personen, die Aufsicht im neuen Museum machen möchten. Wir haben Arbeit für denjenigen, der sich bei speziellen Events hinter den Grill stellt oder das Tortenbuffet füllt. Wenn große Versandaktionen anliegen oder der Tag der offenen Tür, sind viele helfende Hände gefragt.“ Qualifikationen von jungen und älteren Menschen seien willkommen. Und sie betont: „Kunstaffinität ist kein Muss.“