Jeder ist wertvoll. Man kann mit jedem Menschen einen Weg finden. Die Aufgabe ist, alle zusammenzuführen, um in Frieden miteinander zu leben. Das ist die Einstellung, mit der Eckhard Sander, Sohn eines Pfarrers, vor mehr als 40 Jahren seine Aufgabe als Integrationsbeauftragter der Stadt Gütersloh angetreten ist. Jetzt geht der 64-Jährige in den Ruhestand und blickt auf seine Erfahrungen und eine Arbeit zurück, die nicht von heute auf morgen zu erledigen ist.
In Gütersloh, als Stadt mit rund 50 ausländischen Vereinen und 100 Sprachen, hat Eckhard Sander sich vor allem für diejenigen eingesetzt, die Rat und Hilfe suchen. Unterstützt von dem Beraterteam, das Fragen in verschiedenen Sprachen beantworten kann, haben viele ausländische Bürger Hilfen gefunden, um sich im Alltag zurechtzufinden. „Man kennt sich“, sagt der Integrationsbeauftragte. Gute Kontakte, Freundschaften und Vertrauen zu den ausländischen Mitbürgern und den Vereinen sind im Laufe der Jahre entstanden. Das zahlt sich aus. Zum Beispiel, wenn es gilt, das jährliche Fest „Gütersloh international“ zu organisieren.
Vor 40 Jahren hatte Eckhard Sander zusammen mit Dr. Bernhard Cordes die gute Idee, ein gemeinsames Fest für deutsche und ausländische Bürgerinnen und Bürger zu veranstalten. Von den Anfängen mit ein paar Informationsständen – die ersten drei Jahre fand die Veranstaltung vor dem Rathaus statt – bis zum Fest mit bis zu 15 000 Besuchern hat sich die Veranstaltung kontinuierlich entwickelt. Es bedarf keiner großen Ansprache, keiner Aufforderung. Fast alle Vereine wollen dabei sein: Auf dem Platz vor der Stadthalle wehen Fahnen vieler Nationalitäten und alle zeigen, was sie können: auf der Bühne, an der Theke und auf dem Herd oder auf dem Grill. „Mittlerweile sind mehr deutsche als ausländische Bürgerinnen und Bürger auf dem Platz unterwegs“, sagt Sander. Gute Gespräche entstehen dort wie nebenbei.
Ob Europäische Kulturwoche, die Integrationskongresse, mit denen Gütersloh Vorreiter in Ostwestfalen-Lippe war, verschiedene Projekte der Gedenk- und Erinnerungskultur, oder auch das Gütersloher Bündnis für Toleranz und Zivilcourage mit einer landesweit beachteten Öffentlichkeitskampagne: Es gab viele Höhepunkte und zahlreiche Fortschritte in der Integrationsarbeit mit Eckhard Sander. Und immer wieder neue Herausforderungen: Das waren Anfang der 90iger Jahre die Gastarbeiter, dann die Spätaussiedler, Asylbewerber aus den verschiedensten Ländern, und heute sind es die Flüchtlinge aus Syrien, dem Irak oder dem Iran. „Die Gütersloher sind offen und können gut mit anderen Kulturen umgehen“, ist die Erfahrung von Sander.
Der Integrationsbeauftragte sieht sich als Mittler, auch als Lotse. Als Stabsstelle, die seit dem Jahre 2000 direkt der Verwaltungsspitze zugeordnet ist, hat er immer Unterstützung für seine Arbeit gefunden. Was ihn persönlich besonders freut, ist die Umsetzung der interkulturellen Öffnung im Rathaus. Zwanzig Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Stadtverwaltung und ihren Nebenbetrieben hätten einen Migrationshintergrund, so Sander. Im Personalmanagement sei der Gedanke verwurzelt, die Vielfalt chancengleich zu berücksichtigen und im Rathaus Ansprechpartner aus unterschiedlichen Kulturkreisen einzusetzen.