Gütersloh, 18. April 2018 – Richtig zuhören, das Problem erkennen und seinem Gegenüber einen kleinen Schubs auf den richtigen Weg geben: So funktioniert, vereinfacht gesagt, die Kurzzeitseelsorge. Zwölf Teilnehmer haben die Grundlagen dieses Prinzips in den vergangenen Monaten bei der Diakonie Gütersloh erlernt. Am vergangenen Mittwoch
erhielten sie ihre Zertifikate.
Gerade in der Alten- und Krankenpflege begegnen haupt- wie ehrenamtliche Mitarbeiter immer wieder schwierigen Gesprächssituationen. Für viele Menschen werden sie mit der Zeit zu einem wichtigen Ansprechpartner – und in der Folge auch mit vielen Sorgen und Nöten konfrontiert. Damit sie dennoch die richtigen Worte finden und ihrem Gegenüber im besten Fall auch weiterhelfen, hat die Diakonie Gütersloh erstmals einen Kurs der Kurzzeitseelsorge angeboten. Ausgerichtet wurde er von der „Arbeitsgemeinschaft Kurzgespräch (AgK) in Seelsorge und Beratung“. Die Finanzierung übernahmen die Evangelische Stiftung Gütersloh, die Bürgerstiftung sowie der Rotary Club Gütersloh.
An fünf Schulungstagen zwischen Dezember 2017 und Mitte April erlernten die Teilnehmenden das kommunikative Rüstzeug der Kurzzeitseelsorge. „Diese Art der Seelsorge hat nicht das Ziel, kurz zu sein “, erklärte dazu AgK-Kursleiter Hans König, ehemaliger Superintendent der Evangelischen Kirche von Westfalen. „Aber die jeweilige Gesprächssituation gibt das eben vor. Unser Ziel ist es, dass das Gespräch dem Gegenüber trotzdem weiterhilft.“ Wichtig: Beide Gesprächspartner müssen dafür gewohnte Rollen verlassen. Der Kurzzeitseelsorger sollte weder den Kummer des anderen bewerten noch Trost spenden – sondern ihn sprichwörtlich „verstören“, so König. „Indem das Gegenüber nicht so über seine Probleme reden kann wie sonst.“ Stattdessen solle er seine Opferrolle verlassen und selbst aktiv werden. Wenn der Seelsorger darauf verzichte, ein – eventuell großes – Problem in der zur Verfügung stehenden kurzen Zeit lösen zu wollen, sei wiederum Zeit vorhanden, um einen ersten „gehbaren“ Schritt zu erarbeiten.
Um genau dieses zu erreichen, übten die Teilnehmenden in den vergangenen Monaten Kommunikationstechniken, arbeiteten mit biblischen Gleichnissen und wendeten das Erlernte in Rollenspielen an – und größtenteils auch schon in der Praxis. „Der Kurs hat mich verändert“, sagte etwa Ute Töpfer im Anschluss an die Zertifikatübergabe am vergangenen Mittwoch. „Ich beobachte mich selbst in Gesprächen genauer.“ Sie gehe in sich und versuche bewusst, die Regeln der Kurzzeitseelsorge anzuwenden. Monika Schultz zog ein ähnliches Fazit: „Es hilft mir für meine Arbeit, aber auch im Privaten“, sagte die Pflegefachkraft. „Es hat wirklich einen hohen Wert, diese ‚Kunst‘ zu beherrschen. Und es ist sehr entlastend. Ich habe gelernt, dass wir nicht die Lösung für andere finden müssen.“
Folgende Teilnehmenden haben den Kurs abgeschlossen:
Angelika Grünheid, Anette Harnischfeger, Lucia Kleinemas, Gabriela Kuchorz, Mechthild Puls, Pfarrer Hans-Jörg Rosenstock, Brigitte Schultz, Monika Schultz, Silke Stitz, Ute Töpfer, Roelfina Trauernicht–Kloen, Jennifer Wittenstein.
Infokasten:
Neuer Kurs für Friedrichsdorf
Wegen der großen Resonanz bietet die Diakonie Gütersloh im Herbst einen zweiten Grundkurs in Kurzzeitseelsorge an – dieses Mal gezielt für Pflegekräfte und Ehrenamtliche aus der Evangelischen Kirchengemeinde Friedrichsdorf. Die Kirchenstiftung Friedrichsdorf übernimmt die Finanzierung, die Teilnahme ist kostenlos. Der Grundkurs findet an folgenden Terminen bei der Diakonie, Carl-Bertelsmann-Straße 105–107, Gütersloh, statt: 20. September, 10. und 31. Oktober, 21. November und 12. Dezember. Anmeldung und Infos bei Yvonne Lienemann (Tel. 05241/9867-1020, yvonne.lienemann(at)diakonie-guetersloh.de).
Bild (Quelle: Diakonie)
Erfolgreich teilgenommen:
Am letzten Seminartag überreichte
Kursleiter Hans König die Zertifikate an die Teilnehmer. Auf dem Foto nicht dabei: Pfarrer Hans-Jörg Rosenstock