Schonungslos, offen und ehrlich beschreibt Burkhard Spinnen in seinem neuen Buch „Die letzte Fassade“ die Demenzerkrankung seiner Mutter. Sie stellte ihn vor Aufgaben, die ihn stets aufs Neue forderten, bisweilen überforderten, und sein Leben völlig durcheinander brachten. Am Freitag, dem 10. Juni 2016, um 19.30 Uhr ist der vielfache Literaturpreisträger zu Gast auf dem Kulturgut Haus Nottbeck in Oelde-Stromberg und liest aus seinem ergreifenden Erfahrungsbericht.
Lange Zeit hat er es nicht bemerkt. Das langsame Versinken seiner Mutter in die Demenz, die zu einer unvermittelten Verkehrung aller Verhältnisse führt: Die Beziehung erfährt eine radikale Veränderung, die dauernde Konfrontation mit der Krankheit belastet immer wieder den eigenen Lebensentwurf und bringt den Autor an seine Grenzen. Burkhard Spinnen schreibt ebenso ergreifend wie detailreich über Widersprüche und unliebsame Entscheidungen, die er für seine Mutter treffen musste.
Und wie er sich gezwungen sah, sich ganz neu zu erfinden, um für seine Mutter da sein zu können. So ist „Die letzte Fassade“ gleichzeitig ein sehr ehrlicher, selbstkritischer Bericht und eine literarische Reflexion der sich verändernden Mutter-Sohn-Beziehung: die persönliche, eindringliche Dokumentation einer schwer zu fassenden Krankheit.
Burkhard Spinnen wurde 1956 in Mönchengladbach geboren und ist Träger zahlreicher Literaturpreise. Er studierte Germanistik, Publizistik und Soziologie und promovierte 1989. Viele Jahre war Burkhard Spinnen Mitglied der Jury des Ingeborg-Bachmann-Preises in Klagenfurt. Zudem leitet er Workshops zum literarischen Schreiben, unter anderem auch an der Bundesakademie für kulturelle Bildung Wolfenbüttel. Seit 1996 lebt Spinnen als freier Autor in Münster und verfasst neben Romanen, Erzählungen, Essays und Kinderliteratur auch Rezensionen und Glossen für verschiedene Zeitungen und den Rundfunk.