Zwischenbilanz Mobile Retter: Das System funktioniert!
Gütersloh. 448 Mobile Retter sind ausgebildet, über 450 Alarmierungen – teilweise mehrmals täglich – gab es und über 200 Einsätze kann das Pilot-projekt Mobile Retter des Kreises Gütersloh verzeichnen. Dabei waren die Mobilen Retter im Durchschnitt zirka 2000 Meter vom Notfallort entfernt und zum Teil in weniger als drei Minuten vor Ort!
Durchschnittlich brauchen die Mobilen Retter, die über ihr Smartphone benachrichtigt werden, wenn jemand in der Nähe ihre Hilfe in einem Notfall braucht, sie fünfeinhalb Minuten. Damit ist das Projekt nach gut einem Jahr aus den Kinderschuhen und der Erprobungsphase heraus. Das ist das Signal, das der Kreis Gütersloh, der Verein Mobile Retter und der Entwickler und Erfinder der Smartphone-App, Dr. Ralf Stroop, mit einem Pressegespräch am Freitag (24. April) nach gut einem Jahr setzen wollten: „Das System funktioniert, die Zahl der Mobilen Retter, die wir nach gut einem Jahr gewinnen konnten, übertrifft unsere Erwartungen“, zieht Landrat Sven-Georg Adenauer Bilanz.
Das Projekt Mobile Retter ergänzt im Kreis Gütersloh den regulären Rettungsdienst: Bei einem plötzlichen Herz-Kreislauf-Stillstand sind unmittelbare Wiederbelebungsmaßnahmen entscheidend für die Überlebenschancen eines Menschen. Obwohl Notarzt und Rettungsdienst in nur wenigen Minuten beim Patienten eintreffen, kann diese Zeit in derart kritischen Fällen dennoch zu lang sein, um eine erfolgreiche Wiederbelebung zu ermöglichen. Über eine spezielle App auf dem Smartphone werden registrierte und qualifizierte Ersthelfer, beispielsweise Sanitäter, Rettungsassistenten, Krankenschwestern, Ärzte oder auch Feuerwehrleute, die sich in der Nähe befinden, durch die Kreisleitstelle alarmiert und zu dem Patienten geschickt. Der Mobile Retter in der Nachbarschaft, der vielleicht gerade seinen Rasen mäht, kann deutlich eher vor Ort sein als der schnellste Rettungs- oder Notarztwagen, insbesondere in einem ländlichen Kreis wie dem Kreis Gütersloh.
Der Kreis Gütersloh hatte früh auf das Potenzial der Smartphone-App gesetzt und das Projekt unterstützt: Die Leitstelle für den Kreis Gütersloh wurde mit der nötigen Technik nachgerüstet, so dass parallel zum Rettungsdienst und Notarzt die Mobilen Retter benachrichtigt werden können. Konzeptioniert, entwickelt und implementiert wurde dieses System von Dr. Ralf Stroop, Arzt und Ingenieur für Elektro- und Informationstechnik. Dr. Stroop aus Halle/Westfalen, ist selber seit vielen Jahren als Notarzt und als Mitglied der leitenden Notarztgruppe im Kreis Gütersloh unterwegs.
Aus Stroops Idee ist unter Federführung des Kreises Gütersloh ein großes Netzwerk entstanden: Im vergangenen Jahr hat sich bereits der Verein Mobile Retter e.V. (www.mobile-retter.de) gegründet. Seine Aufgabe, so der Vereinsvorsitzende Philipp Rother, besteht unter anderem darin, qualifizierte Ersthelfer als Mobile Retter zu gewinnen und zu schulen. Auch die Ausweitung der anfangs nur für iPhones zur Verfügung stehenden App auf Android-Smartphones war ein großes Ziel des Vereins. Dank der finanziellen Unterstützung der Sparkassen im Kreis ist das bereits gelungen. Inzwischen unterstützen alle Kommunen im Kreis Gütersloh das Pilotprojekt und sind – wie der Kreis Gütersloh selbst auch schon seit Mitte 2014 – Mitglied im Verein Mobile Retter geworden. Zu den weiteren Unterstützern zählen die Feuerwehren, das Technische Hilfswerk sowie sämtliche Hilfsorganisationen: Deutsches Rotes Kreuz, Malteser Hilfsdienst, Arbeiter-Samariter-Bund, Johanniter-Unfall-Hilfe und Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft. Aus ihren Reihen kommen die meisten der Mobilen Retter, aber auch der ganz überwiegende Teil derjenigen Ausbilder, die die qualifizierten Ersthelfer auf ihre Einsätze vorbereiten. Personenstark vertreten ist auch der Rettungsdienst im Kreis. Weitere Zielgruppen sind Personen im Gesundheitswesen – eine Stärke im Kreis Gütersloh – sollen in den nächsten Wochen gezielter angesprochen werden: Zum Beispiel das Personal der Kliniken sowie der Pflegeschulen und auch niedergelassene Ärzte.
Das System stößt sowohl bei anderen Kreisen und der Fachöffentlichkeit als auch bei Medien auf großes Interesse. Die Pressekonferenz zum Start des Pilotprojekts war die am besten besuchte im Kreishaus im vergangenen Jahr und inzwischen haben auch überregionale Medien wie etwa Spiegel Online (20. April 2015) über die Mobilen Retter berichtet.
Aber Kreis und Verein sehen sich noch längst nicht am Ziel: Das System soll auch in anderen Kreisen und Kommunen Anwendung finden. Wenn es nach Dr. Stroop gehen würde, rennen in der Zukunft bundesweit Mobile Retter los, wenn ihr Smartphone Alarm schlägt. Der Verein ist zumindest schon darauf vorbereitet, ähnliche Helferstrukturen auch in anderen Regionen aufzubauen und zu betreuen. Wünschenswert wäre es zudem, dass Arbeitgeber den Mobilen Rettern unter ihren Mitarbeitern grundsätzlich erlauben würden, auch während ihrer Arbeits- oder Dienstzeit Einsätze zu übernehmen.