Gütersloh, 13. November 2014 – Der umfassenden Sanierungskurs der Diakonie Gütersloh e.V. aus den vergangenen Jahren trägt weiter Früchte. 2013 hat der Pflegedienstleister zum dritten Mal in Folge ein Geschäftsjahr mit schwarzer Null beendet und seinen Umsatz erneut gesteigert. Davon profitieren die Mitarbeiter: Erstmals seit 2007 erhalten sie 2014 das volle Weihnachtsgeld. „Nachdem in den vergangenen Jahren immer die Finanzen im Fokus standen, können wir uns jetzt endlich wieder voll auf unsere fachliche Arbeit konzentrieren“, sagt Vorstand Björn Neßler erfreut.
Insgesamt erzielte die Diakonie Gütersloh e.V. 2013 einen Umsatz von rund 12 Millionen Euro – nach 10,9 Millionen in 2012. Die Eigenkapitalquote stieg von 28,5 auf 41,7 Prozent. Gleichzeitig wuchsen aber auch die Ausgaben fürs Personal von 8,7 auf 9,3 Millionen Euro. „Wir haben uns eine solide Basis geschaffen“, berichtet Neßler. „Diese Rücklagen sind wichtig, denn wir wollen nicht nur das Personal weiter aufstocken – noch in diesem Jahr steht auch die Tariferhöhung von durchschnittlich 7,6 Prozent in der Pflege an. Vor drei Jahren hätte uns das noch in der Existenz bedroht, heute können wir das verkraften.“ Der Dienstleister sieht sich somit gut gerüstet, qualifizierte neue Mitarbeiter anzuwerben. Dabei will er nicht nur die Zahl der Auszubildenden von 13 auf mindestens 20 steigern. Im Fokus liegt besonders die Suche nach Fachkräften. Auch Fort- und Weiterbildungen bleiben ein wichtiges Thema: 3.700 Stunden kamen 2013 zusammen. „Durch solche Qualifizierungsmaßnahmen haben wir die Qualität unserer Pflege weiter verbessert“, bilanzierte Neßler. „Das merken wir nicht nur am Kundenfeedback. Der Medizinische Dienst der Krankenkassen hat unsere Einrichtungen wieder durchweg mit ‚Sehr gut‘ benotet.“ Zudem legten Fachkräfte bei der Wahl ihres Arbeitgebers viel Wert auf die Möglichkeit zur Weiterqualifizierung.
Spezialisierung in der Pflege
Stärkstes Geschäftsfeld der Diakonie war 2013 wieder die Pflege: Fast acht Millionen Euro Umsatz wurden hier 2013 erwirtschaftet – ein Plus von elf Prozent. Aus Sicht von Neßler hat dieses Wachstum seine Ursache auch in der Spezialisierung auf konkrete Krankheitsbilder. Nach der Demenz kam Ende 2013 das Thema Schlaganfall hinzu. In der ersten ambulanten Schlaganfall-Koordinationsstelle im Kreis Gütersloh organisiert und koordiniert eine sogenannte Fall-Managerin seitdem die Nachsorge für Betroffene. Aktuell betreue sie acht Fälle, so Neßler. „Die Nachfrage ist konstant und wir sind sehr zufrieden.“ Dieses Projekt soll 2015 weiter intensiviert werden. Ein Schritt dafür ist bereits getan: Die Diakonie will das ambulante Netzwerk durch Kooperation mit der Stiftung Deutsche Schlaganfallhilfe noch weiter verbessern. Aber auch neue Themenfelder wird sich die Diakonie erschließen. 2015 soll ein Diabetes-Netzwerk starten, das ähnlich wie das der Schlaganfall-Nachsorge funktioniert. Denn auch in diesem Bereich wächst der Bedarf. „Zum einen steigt die Zahl der Betroffenen aufgrund des demografischen Wandelns; Diabetes gilt typische Alterserkrankung“, erklärt Projektleiterin Beate Niendorf. „Zum anderen leiden immer mehr junge Menschen wegen Übergewicht und Bewegungsmangel an der Stoffwechselkrankheit.“
Eine weitere Vernetzung sei in den Pflegewohngemeinschaften geplant, für die ein neues Betreuungskonzept erstellt werden soll, erklärt Heike Schulze, Leiterin Pflege-WG der Diakonie. „In den vergangenen Monaten haben wir unsere Mitarbeiter nach und nach in verschiedenen Therapiekonzepten geschult.“ Da aber nicht jeder Mitarbeiter die gleichen Fortbildungen absolviert habe, sei auch das jeweilige Angebot in den WGs noch unterschiedlich. Das soll nun vereinheitlicht werden. „Wir wollen überall dasselbe bieten“, sagt Schulze. „Deswegen sollen sich künftig mehrere Mitarbeiter ausschließlich der therapeutischen Betreuung widmen – und dieses dann WG-übergreifend anbieten.“ Das habe mehrere Vorteile. Neben dem breiteren Angebot für Kunden eröffnen sich hier neue Chancen gerade für ältere Mitarbeiter, für die die Arbeit in der Pflege bisweilen zu einer immer größeren körperlichen Belastung wird.
Spenden leisten wichtigen Beitrag
Im Bereich der sozialen Dienstleistungen wiederum freut sich die Diakonie besonders über die Unterstützung seitens Bürger, Wirtschaft und Kirchenkreis. „Die Spendenbereitschaft hat extrem zugenommen“, bedankt sich Neßler. „Ohne diese Spenden oder die Kirchensteuer wäre die Aufrechterhaltung der sozialen Dienste, die zu maximal 90 Prozent öffentlich finanziert sind, schwieriger. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken.“Darüber hinaus hat die Diakonie 2014 in diesem Geschäftsfeld ein Gemeinschaftsprojekt mit der Wohnungsgesellschaft LEG im Juni ins Leben gerufen –die „Wohnquartier orientierten Hilfen“ an der Fröbelstraße. Das Quartier hat eine schwierige soziale Struktur, rund 20 Mieter in den 164 LEG-Wohnungen sind mit ihren Zahlungen im Rückstand. Die LEG vermittelt solche Fälle an die Beratungsstelle der Diakonie, die zusammen mit den Betroffenen eine Lösung erarbeitet. Ziel ist es, Obdachlosigkeit zu vermeiden. „Aktuell betreuen wir fünf Fälle, haben unter anderem ein Konzept zur Ratenzahlung vereinbart und uns mit dem Jobcenter zusammengesetzt“, erläutert Projektleiter Volker Heinrich. Noch sind Termine nur über eine Hotline zu vereinbaren, im Januar werde aber das eigene Büro an der Fröbelstraße bezogen. Zudem soll die Leistung auch über das Quartier Fröbelstraße hinaus angeboten werden.