Der Startschuss für das Diabetes-Netzwerk der Diakonie Gütersloh ist gefallen: Ab sofort arbeitet der Pflegedienstleister eng mit der Deutschen Diabetes-Stiftung (DDS) zusammen. Das haben Diakonie und DDS mit einem Kooperationsvertrag besiegelt. Im März soll das Netzwerk dann seine Arbeit aufnehmen: Gemeinsam mit Ärzten, Apothekern und Therapeuten wollen Diakonie und DDS die medizinische und therapeutische Betreuung von Diabetes-Patienten in der Region anbieterübergreifend koordinieren und verbessern. Davon sollen auch ältere pflegebedürftige Diabetiker profitieren, die andernfalls häufig vor der Entscheidung stünden: Bleibe ich zu Hause – oder gehe ich ins Heim.
Einfach Insulin spritzen reicht nicht. Gesunde Ernährung, Sport, Physiotherapie, Wundmanagement oder Fußpflege (Podologie): Die Behandlung von Diabetes ist komplex. Wer das unterschätzt, riskiert schlimme Folgeschäden. Studien berichten beispielsweise von jährlich 40.000 Amputationen infolge des Diabetischen Fußsyndroms, einer typischen Erkrankung bei Betroffenen. Dabei sind 80 Prozent der Amputationen aus Expertensicht vermeidbar – die richtige Pflege und Therapie vorausgesetzt. „Doch dafür muss viel Aufklärungsarbeit geleistet werden“, sagt Diakonie-Vorstand Björn Neßler. Hier setze das Netzwerk an. Eine Fallmanagerin berate und begleite die Betroffenen und koordiniere zusammen mit den Partnern die richtige Betreuung. Neßler: „So lassen sich die Angebote besser aufeinander abstimmen. Der Vorteil für den Patienten: Er muss sich nicht mehr selbst darum kümmern.“ Knapp ein Dutzend Partner sei dem Netzwerk bislang beigetreten, das von der DDS unter anderem durch Know-how und Mitarbeiter-Fortbildungen unterstützt wird. „Die Stiftung macht sich schon seit geraumer Zeit für die Versorgung von älteren Menschen mit Diabetes stark“, sagt dazu DDS-Geschäftsführer Adrian Polok. Dennoch gelte es immer noch, Versorgungslücken zu schließen. Das Netzwerk soll hier ansetzen.
Der Service gewinnt gerade für ältere Patienten an Bedeutung, denn Diabetes gilt als typische Alterserkrankung (siehe Infokasten). „Aber was ist zum Beispiel, wenn ein Mensch mit Demenz davon betroffen ist?“, fragt Projektleiterin Beate Niendorf von der Diakonie. „Er wird sich kaum allein versorgen können. Bei solchen Patienten ist eine umfassende Betreuung umso wichtiger.“ Und egal, ob demenzkrank oder nicht: Generell würden viele ältere Pflegebedürftige ambulant im eigenen Zuhause betreut. Wer dann an Diabetes erkrankt, stehe oft vor der Entscheidung, ob ein Umzug ins Heim nicht sinnvoller sei. „Aber die Leistungen des Netzwerks geben dann vielleicht den Ausschlag – und dem Patienten ist es möglich, weiter in seinen eigenen vier Wänden zu wohnen“, so Niendorf.
Mit dem neuen Netzwerk setzt die Diakonie ihren bestehenden Kurs „ambulant vor stationär“ fort. Anfang 2013 hatte sie dazu etwa die Schlaganfall-Koordinationsstelle ins Leben gerufen, für die sie eng mit der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe zusammenarbeitet. Die Koordinationsstelle funktioniert dabei nach dem gleichen interdisziplinären Prinzip, nach dem auch das Diabetes-Netzwerk ab kommenden Monat arbeiten soll. Ziel ist auch hier, Betroffene ambulant so zu versorgen, dass ein Umzug ins Heim unnötig wird. Künftig soll das Diabetes-Netzwerk deswegen an die Schlaganfall-Koordinationsstelle angedockt werden. „Diabetes ist eine typische Vorerkrankung bei Schlaganfall-Patienten. Von einer Verknüpfung der Angebote profitiert deswegen letztlich auch die Qualität der Betreuung“, sagt Björn Neßler.
Mehr Infos zum neuen Netzwerk erhalten Diabetes-Patienten und ihre Angehörigen ab März bei den Pflegedienstleitungen der Diakoniestationen Gütersloh und Isselhorst (Corinna Pook, 05241/9867-2120), Friedrichsdorf und Rheda-Wiedenbrück (Marion Birkenhake, 05209/91666-2140) sowie Schloß Holte-Stukenbrock (Beate Niendorf, 05207/95777-2150).
www.diakonie-guetersloh.de