14 Teilnehmer legen erstmals inklusiven Demokratieführerschein ab – VHS Gütersloh Vorreiter in ganz Deutschland
Gütersloh. Miteinander diskutieren, Ideen einbringen, sich einigen: Das ist demokratisches Handeln. Gelernt haben das 14 Teilnehmer des Demokratieführerscheins der VHS, die am Mittwoch ihr Zertifikat erhielten. Das Besondere: Es ist deutschlandweit der erste inklusive Demokratieführerschein, bei dem junge Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam arbeiten.
Der Demokratieführerschein ist bereits seit langem im Angebot der VHS Gütersloh. Für den inklusiven Kurs war es jedoch sozusagen eine Deutschlandpremiere. Ihm ging eine Bewerbung des pädagogischen Leiters Dr. Elmar Schnücker voraus. Den Zuschlag habe die VHS Gütersloh bekommen, weil sie sich mit dem Thema Inklusion bereits vielfach beschäftige, so Dr. Schnücker. Der Kinder- und Jugendplan des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend fördert den Kurs. „Gütersloh hat Beachtung in Berlin und Bonn gefunden und da haben Sie alle mitgeholfen“, lobte Dr. Birgit Osterwald, Leiterin der VHS, bei der Zertifikatsübergabe.
Zu diesem Anlass reiste auch Stefanie Rau vom Deutschen Volkshochschulverband aus Bonn an und überreichte den Teilnehmern ihre Zertifikate. Es sei ein sehr wichtiges Projekt, bei dem Menschen mit und ohne Einschränkungen gemeinsam arbeiten, betonte die Projektreferentin. Das hob auch Joachim Martensmeier als zuständiger Dezernent der Stadt Gütersloh hervor. „Vielleicht sehen wir uns im Stadtrat wieder“, ermunterte er die Teilnehmer und Teilnehmerinnen. Zudem kann das Zertifikat bei Bewerbungen eingereicht werden.
In 30 Unterrichtsstunden haben sich die Teilnehmer mit den Themen Demokratiewissen, kommunale Handlungsfelder der Politik, Wirtschaft, Soziales, Jugend, Menschenrechte und vielen weiteren Aspekten beschäftigt. „Wir haben nicht nur über Demokratie gesprochen, wir haben sie auch gelebt“, sagte Dozentin Stephanie Paschke. Die Teilnehmer haben diskutiert, eigene Ideen eingebracht und sich geeinigt. Herausgekommen ist ein Projekt, das die Jugendlichen und jungen Erwachsenen bei der Zertifikatsübergabe präsentierten.
Neben Plakaten über Demokratie- und Medienthemen haben sie einen Sinnesparcours entwickelt: Puzzeln ohne zu sehen, jemanden nach seinem Befinden fragen ohne zu reden, Rollstuhl fahren. „Ich finde die Idee sehr bemerkenswert, dass wir es andersherum machen. Wir überlegen nicht, wie wir auf die Menschen mit Einschränkungen eingehen, sondern probieren selber wie es ist, wenn man nicht sehen oder gehen kann“, sagt Dozentin Sabine Plaumann-Wulfert.
Dr. Elmar Schnücker ist mehr als zufrieden mit dem Verlauf des ersten inklusiven Demokratieführerscheins: „Es ist ein tolles Ergebnis. Die politische Bildung hat den Teilnehmern Spaß gemacht.“ Mit dem nächsten inklusiven Kurs zum Demokratieführerschein ist im Herbstsemester zu rechnen.