Gütersloh. Die Abteilung Gesundheit des Kreises Gütersloh hat für das Jahr 2014 eine Dokumentation zur Gesundheitsversorgung im Kreis Gütersloh erstellt. Diese stellte Christel Kunz im Gesundheitssauschuss vor. Die Dokumentation gibt anhand von ausgewählten Gesundheitsindikatoren einen Überblick über wesentliche Entwicklungen in der Gesundheitsversorgung im Kreis Gütersloh. Zudem enthält sie einen Schwerpunktbericht zum Thema „Psychiatrische und psychotherapeutische Versorgung“.
Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung − geringe Geburtenzahl in den vergangenen Jahrzehnten bei steigender Lebenserwartung − ist im gesamten Kreis Gütersloh ein erheblicher Anstieg des Anteils von älteren und hochbetagten Menschen zu erwarten, so dass sich schon jetzt sehr deutlich die Notwendigkeit zur Anpassung der Versorgungsstrukturen abzeichnet.
„Die Gewährleistung einer qualitativ und quantitativ guten Gesundheitsversorgung ist von zentraler Bedeutung für die Bürgerinnen und Bürger im Kreis Gütersloh. Dies gilt insbesondere für eine ortsnahe und leistungsfähige medizinische Versorgung“, erklärte Thomas Kuhlbusch, Leiter des Fachbereichs Gesundheit, Ordnung und Recht des Kreises Gütersloh.
In der Versorgung durch Hausärzte besteht im Kreis Gütersloh bisher noch keine Unterversorgung, allerdings ist der Anteil der über 60-jährigen Ärzte hoch. Aufgrund der derzeit bestehenden Rahmenbedingungen besteht daher die Gefahr, dass Praxen nicht wiederbesetzt werden, wenn Ärzte in den Ruhestand gehen.
Mit der Umsetzung der neuen bundesweiten Bedarfsplanungsrichtlinie wurde der Kreis in verschiedene sogenannte „Mittelbereiche“ eingeteilt. Für den Mittelbereich Gütersloh (Gütersloh, Harsewinkel, Verl und Versmold) sind für 164.544 Einwohner 91 Hausärzte zuständig; der Versorgungsgrad liegt hier bei 97,8 Prozent. Hier sind 38,5 Prozent der Hausärzte über 60 Jahre alt. Im Mittelbereich Halle (dazu gehört neben Halle/Westf. noch Borgholzhausen), in dem für 29.861 Einwohner ein Versorgungsgrad von 85,6 Prozent erreicht, liegt die Zahl der Hausärzte über 60 Jahre sogar bei 43,8 Prozent. Im Mittelbereich Rheda-Wiedenbrück (Herzebrock-Clarholz, Langenberg, Rheda-Wiedenbrück) versorgen 40 Ärzte 70.846 Einwohner; der Versorgungsgrad liegt hier bei 91,9 Prozent. 40 Prozent der Hausärzte sind hier über 60 Jahre alt. Der höchste Versorgungsgrad wird mit 103,8 Prozent in Rietberg erreicht, wo 17 Hausärzte rund 28.500 Einwohner versorgen. In Rietberg sind dabei 35,3 Prozent der Hausärzte über 60 Jahre alt.
Um einer im hausärztlichen Bereich drohenden Unterversorgung vorzubeugen, hat das Land NRW ein sogenannten „Hausarztprogramm“ aufgestellt, um Ärzten durch finanzielle Unterstützung Anreize zu geben, sich in Kommunen, in denen eine Unterversorgung droht, niederzulassen. Im Kreis Gütersloh gehören derzeit die Gemeinden Langenberg und Steinhagen sowie die Städte Verl und Versmold dazu.
Im fachärztlichen Bereich ist der Kreis rechnerisch sogar leicht überversorgt. Die Versorgung mit Kinder- und Jugendmedizinern ist am besten. Dagegen ist die Versorgung mit Kinder- und Jugendpsychiatern im spezialisierten fachärztlichen Bereich am schlechtesten. Obwohl bei Nervenärzten und Psychotherapeuten von der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe eine rechnerische Überversorgung ausgewiesen wird, werden von Hilfesuchenden lange Wartezeiten auf einen Therapieplatz beklagt.
Insgesamt steigt die Zahl der Erkrankungen im Bereich der Psychischen- und Verhaltensstörungen. Dies ist auch im Kreis Gütersloh so: Fast die Hälfte aller Frühverrentungen im Jahr 2012 sind auf solche Erkrankungen zurückzuführen. Insgesamt kam es im Jahr 2012 zu 1.473,8 Krankenhausbehandlungen je 100.000 Einwohner im Kreis Gütersloh (Vergleich NRW: 1603,5). Der Kreis liegt also unter dem NRW-Durchschnitt. Die Zunahme psychischer Erkrankungen betrifft jedoch nicht nur Erwachsene, sondern fällt bei Kindern und Jugendlichen noch höher aus. Auch der Trend bei Krankenhausbehandlungen ist steigend.
Die Selbsthilfe ist im Kreis Gütersloh sehr gut aufgestellt. Es gibt rund 270 Selbsthilfegruppen, einschließlich der Sportgruppen zu bestimmten Erkrankungen. Selbsthilfethemen wie Depressionen und Angststörungen wurden 2013 in der Bürgerinformation Gesundheit und Selbsthilfekontaktstelle des Kreises Gütersloh (BIGS) am häufigsten nachgefragt.
Im Jahr 2010 erschien bereits die erste Dokumentation mit dem Titel „Gesundheitsversorgung im Kreis Gütersloh“. Mit dem vorliegenden Gesundheitsbericht wird die Dokumentation nun fortgeschrieben, was zukünftig auch in Zeitabständen von vier bis fünf Jahren geschehen soll.