Gütersloh (gpr). Eine wichtige Wegeverbindung für Radfahrer und Fußgänger in Gütersloh ist wieder nutzbar: Die neugebaute Brücke über den Westring/Bundesstraße 61 sowie die ebenfalls neue kleine Brücke über die Dalke sind am heutigen Donnerstag (11.05.2023) nach erfolgter technischer Abnahme durch die Stadt Gütersloh freigegeben worden.
Um kurz vor 17 Uhr eroberten die ersten Spaziergänger und Radfahrer die neuen Überwege. Nun sind die beiden seit der Sperrung und dem Abbruch der maroden Altbrücke im Jahr 2018 getrennten Abschnitte des Paul-Westerfrölke-Wegs zwischen Wiesenstraße und der Siedlung „Auf dem Knüll“ wieder miteinander verbunden.
Die Abnahme der großen Stahlbrücke war bereits für Mitte April geplant, jedoch konnte die Stadt Gütersloh das Bauwerk aufgrund von Mängeln und offenen Restarbeiten noch nicht freigeben. Diese wurden inzwischen durch die jeweiligen Firmen weitgehend behoben, und auch aufgekommene Haftungsfragen bezüglich des Übersteigschutzes der Brücke konnten kurzfristig ausgeräumt werden, sodass einer Freigabe nun nichts mehr im Wege stand. Letzte Restarbeiten, etwa an den wassergebundenen Zuwegungen, werden in den nächsten Wochen abgeschlossen. Für letzte farbige Beschichtungsarbeiten des Wege-Asphalts, für die es stabile Temperaturen braucht, wird im Sommer noch einmal eine kurzzeitige Sperrung erforderlich werden.
Die vorherige, mehr als 40 Jahre alte Betonbrücke über den Westring war nicht mehr verkehrssicher und musste abgerissen werden. Baustart für die „Nachfolgerin“ war im August 2021. Aufgrund erheblicher Verzögerungen im Ablauf aufseiten der beauftragten Unternehmen konnte das Bauwerk nicht wie ursprünglich geplant schon im Frühjahr 2022 fertiggestellt werden.
Die barrierefreie Brücke ist 206 Meter lang und 3,70 Meter breit und bietet den Nutzern mit nur maximal 6 Prozent Steigung im Verlauf mehr Komfort als die alte. Sie steht auf 48 Tiefgründungspfählen, die bis zu zwölf Meter tief in den Boden gerammt sind. Mit Spannweiten von bis zu 30 Metern zieht sie sich geschwungen über die Bundesstraße. Brückenkörper und Brüstungen sind aus Cortenstahl. Die in Wellenlinien verlaufenden Stahlbänder in der transparenten Brüstung erfüllen eine statische Funktion. Beleuchtet wird die Brücke beidseitig aus dem Handlauf am Geländer, wodurch eine Blendung des Verkehrs auf der Bundesstraße vermieden wird.
Realisiert wurde die Brücke nach dem Siegerentwurf eines Wettbewerbs, an dem sich 13 Büros beteiligt hatten. Das Preisgericht, dem Fachleute sowie Vertreter sämtlicher Fraktionen des Stadtrats angehörten, befand den Entwurf des Büros Drewes und Speth im Verbund mit Landschaftsarchitekten Lohaus und Carl (beide Hannover) als sowohl funktional wie gestalterisch am überzeugendsten und empfahl der Stadt einstimmig die Umsetzung. Waren die Kosten im Wettbewerbsentwurf 2019 noch mit rund 2,5 Millionen Euro geschätzt worden, so konkretisierten sie sich bis zum Baustart 2021 durch die Kostenberechnung im Verlauf der Planung und der Aufstellung des Leistungsverzeichnisses sowie nach einer öffentlichen Ausschreibung und Leistungsvergabe auf knapp 5 Millionen Euro Gesamtkosten, inbegriffen Planung, Statik sowie Abriss der Altbrücke.
Die „kleine Schwester“ der großen Brücke überquert die Dalke direkt hinter der Wiese des Flussbett-Hotels. Sie ist 18 Meter lang und ersetzt eine Vorgängerin, die sich allerdings an anderer Stelle befand, denn die neue große Brücke über die B 61 hat eine andere Streckenführung als die alte.
Bild: Die ersten Spaziergänger und Radfahrer auf der neuen Brücke über die B61 am Donnerstagnachmittag. (Foto: Stadt Gütersloh)