Gütersloh, Bielefeld, Herford (spd). Der Bielefelder Oberbürgermeister Pit Clausen und der Herforder Bürgermeister Tim Kähler trafen sich mit dem Gütersloher SPD-Bürgermeisterkandidaten Matthias Trepper zu einem Fachgespräch im Palmenhauscafé im Botanischen Garten. „Wir wollen die Beziehungen der Nachbarstädte deutlich verbessern und versuchen, näher aneinander zu rücken“, erläutert Trepper den Grund seiner Einladung.
Angefangen von der Idee der Regiopole, die Bielefeld und Herford bereits mit der Stadt Bad Salzuflen auf den Weg gebracht haben, über Konversion, Engagement in der Flüchtlingshilfe bis hin zu Kooperationen im Kulturangebot - die Themenpalette, die die drei SPD-Politiker gemeinsam anpacken möchten, ist groß.
„Natürlich stehen unsere Kommunen auch irgendwie miteinander in Konkurrenz. Aber in ganz vielen Punkten gibt es gemeinsame Aufgaben, für die sich gemeinsame Lösungen anbieten“, betont Tim Kähler, seit dessen Amtsantritt in Herford im Sommer 2014 sich die dortigen Beziehungen zur Nachbarstadt Bielefeld bereits deutlich verbessert haben. „Bielefeld, Gütersloh und Herford haben zusammen fast eine halbe Millionen Einwohner. Wenn wir gemeinsam als Achse agieren, sind wir als Region deutlich wettbewerbsfähiger und werden zwischen Hannover und Dortmund als zusätzliche Marke wahrgenommen“, ergänzt Clausen. „Mir ist es sehr wichtig, hier die nachbarschaftlichen Beziehungen zu normalisieren und verstärkt die Kooperation zu suchen“, so Trepper. „Herford hat zum Beispiel bereits eine Entwicklungsgesellschaft für Konversion gegründet. Dies kann für uns ein gutes Vorbild sein.“
Im Fokus des Gesprächs stand auch die Flüchtlingshilfe. In Bielefeld ist eine zentrale Erstaufnahmeeinrichtung und auch in Herford gibt es bereits Erfahrungen im Umgang mit Notunterkünften. „Die Menschen kommen nicht, weil sie wollen, sie kommen, weil sie müssen“, erklären Tim Kähler und Pit Clausen das Leitmotiv, unter dem die Arbeit in den Nachbarkommunen steht. „Wir haben eine humanitäre Aufgabe, der wir uns stellen müssen.“ Und Matthias Trepper rückt in den Mittelpunkt: „Wir wollen alles daran setzen, gute Gastgeber zu sein. Ich bin überwältigt von dem herausragenden Engagement, das sich in Gütersloh in den letzten Monaten und besonders noch mal in den letzten Wochen gezeigt hat. Ein riesiges Dankeschön gilt den zahlreichen Ehrenamtlichen, die es schaffen, dass diese logistische Meisterleistung bewältigt werden kann.“
Auch eine engere Kooperation der Kommunalverwaltungen bei der Regiopole-Idee wurde thematisiert. „Wenn wir nur an den gemeinsamen, zentralen Einkauf denken, können wir über größere Mengen entsprechende Rabatte erhalten. Es darf im 21. Jahrhundert nicht sein, dass interkommunale Kooperation daran scheitert, dass die Software in den Rathäusern nicht miteinander kompatibel ist“, so Pit Clausen. „Es geht hier um die Menschen, um die Erfüllung der Bedarfe. Und zwar egal, wo man ist, und das darf nicht an historischen Ortsgrenzen halt machen“, unterstreicht Tim Kähler die Grundidee des Regiopole-Konzepts. „Das Kunstmuseum Marta in Herford, die Kunsthalle in Bielefeld, das Theater und die neue Jazzreihe in Gütersloh - warum soll man die Kulturangebote dieser ostwestfälischen Achse nicht gemeinsam vermarkten? Mit abgestimmten Angeboten lassen sich noch einige Potentiale als Tourismusregion heben und viele Menschen aus ganz Deutschland in die Region holen“, so Matthias Trepper. Dann fehle nur noch ein Gesamtkonzept zur Mobilität in der Region, denn der ÖPNV müsse stärker über Stadtgrenzen hinaus gedacht werden, sind sich die drei SPD-Politiker hier – wie bei vielen anderen Themen – einig.