Manche Gütersloher Geschichten erzählt man sich von Generation zu Generation. Vieles ist grob oder im Detail überliefert. So weiß fast jeder um die Besonderheiten der Erbauung der Freilichtbühne in Mohns Park oder die über 100-jährige Geschichte des botanischen Gartens Bescheid. Kontroversere Themen wie der Weihnachtsmarkt scheinen weniger gut dokumentiert. Und darüber sprechen möchte man auch nicht.
Diese Erfahrung haben auch wir in der Recherche zum Thema »Gütersloher Märchenmarkt« machen dürfen. In unserer Erinnerung war dies eine erste Form des Weihnachtsmarktes auf dem Berliner Platz. An diversen Stammtischen gefragt, wissen vier von fünf Befragten, dass es genau diesen Markt gab. Genaues darüber oder gar Bilder konnte uns niemand liefern. Allein Stadtarchivar Stephan Grimm wusste mit einem wohl deutlich früher entstandenen Bild auszuhelfen. Darauf zu sehen ein Riesen-Nussknacker vor dem Kaufhaus Hertie, der 1972 in aufwändiger Arbeit aus meterhohen Spanplatten aufgebaut wurde. Laut Zeitungsberichten war er das Highlight der ersten offiziellen Weihnachtsmärkte an diesem Ort.
»Am Donnerstag, 30. November, wird er auf dem Berliner Platz Haltung annehmen: Der größte Nussknacker der Welt, ein Recke von über 13 Metern. Er überragt damit noch das Hertie-Haus.«, heißt es in einer Meldung aus dem Jahr 1972. »Die Deko-Abteilung des Kaufhauses baut zur Zeit den hölzernen Riesen, dessen Gewand im friderizianischen Stil aus bemalten Spanplatten besteht. Dieser Beitrag des Hauses Hertie zum Gütersloher Weihnachtsmarkt, der am 1. Dezember eröffnet wird, ist jedenfalls ein Blickfang, den niemand übersehen kann.«
Doch zurück zum Märchenmarkt, an den dunkle Erinnerungen aus der Zeit um 1990 bestehen. Vor den Verkaufs-Buden standen bunt bemalte Märchenfiguren, auch die blauen Glühweinbecher waren mit dem Schriftzug »Gütersloher Märchenmarkt« und entsprechenden Figuren in weißer Farbe versehen. Susanne Zimmermann von der zentralen Öffentlichkeitsarbeit der Stadt Gütersloh kann sich sogar an einen Wettbewerb um die schönste Markt-Hütte erinnern. Genaue Aufzeichnungen allerdings haben wir nicht gefunden.