Ibtesam Kourie lebt seit zwei Jahren nicht mehr in Syrien - und glaubt fest daran, dass Gütersloh ein Zuhause für sie werden kann. Habtom Zeru hört oft Musik aus seiner Heimat Eritrea - es hilft ihm gegen die Einsamkeit. Zuheir Mohammed denkt an seine Familie in Syrien - und es macht ihn traurig, dass Frau und Kinder nicht bei ihm sein können. Was diese drei Menschen gemeinsam haben? Sie leben in Gütersloh und sie sind Flüchtlinge. Alle drei drücken gemeinsam die Schulbank der Volkshochschule, um Deutsch zu lernen. Diese Hilfe für Flüchtlinge wird von der Bürgerstiftung Gütersloh mit 12.000 Euro finanziert.
"In unserer Stadt leben Menschen, die humanitär und politisch verfolgt sind - und Unterstützung brauchen", sagt Brigitte Büscher, Sprecherin der Bürgerstiftung. "Die Flüchtlinge, für die wir die Sprachkurse an der Volkshochschule finanzieren, sind noch nicht als Asylbewerber anerkannt und haben darum noch keinen Anspruch auf einen Integrationskurs." Aber was ist ein Leben ohne Verständigung, ohne die Sprache des Zufluchtsortes? "Es ist einsam, es ist schwierig, es ist frustrierend", sagt Brigitte Büscher. Viele der Flüchtlinge leben schon lange in der Stadt, denn das Anerkennungsverfahren kann dauern - vier Wochen, wenn es gut läuft. Zwei Jahre, wenn die Verfahren sich hinziehen.
Ibtesam Kourie zum Beispiel lebt schon seit zwei Jahren in Gütersloh. Sie stammt aus Syrien und man merkt ihr an, wie sehr sie sich ein friedliches Leben in Deutschland wünscht. Sie sitzt im Sprachkurs der VHS, ist fleißig und ringt um jeden Satz: "Deutsch sprechen ist wichtig für mein Leben. Und meine Kinder. Eine Tochter geht zum Gymnasium!" Macht sie das stolz? Ja, sagt sie. Und ihre Augen leuchten.
Mitte April sind unter dem Dach der Volkshochschule drei Sprachkurse für Flüchtlinge gestartet, über 60 Menschen büffeln jetzt Deutsch. "Wir arbeiten dabei ganz eng mit der Stadt Gütersloh zusammen", sagt Katrin Meyer, bei der Bürgerstiftung für die Projektarbeit zuständig. Die Mitarbeiter des Fachbereichs Familie und Soziales unter der Leitung von Wolfgang Sieveking wählen die Flüchtlinge aus, für die ein solcher Sprachkurs besonders sinnvoll ist. "Jetzt freut es uns sehr zu erleben, wie motiviert und mit wie viel Freude die Flüchtlinge hier gemeinsam lernen", sagt Meyer beim Besuch in der Volkshochschule. Unter der Leitung von Dr. Birgit Osterwald konnten dort schnell qualifizierte Lehrer gefunden werden, die auf die Menschen aus so verschiedenen Herkunftsländern wie Syrien, Irak oder Ghana treffen.
Und die Unterstützung wird noch weiter gehen. "Mit Hilfe unserer Kooperationspartner können wir bald auch einen Flüchtlings-Sprachkurs für Mütter mit kleinen Kindern anbieten", sagt Brigitte Büscher. "Während die jungen Frauen Deutsch lernen, werden ihre Kinder von Ehrenamtlichen im Gebäude der Landeskirchlichen Gemeinschaft betreut."
Für Katrin Meyer, Brigitte Büscher und Wolfgang Sieveking sind die vielen Hilfsangebote für Flüchtlinge ein Schritt in die richtige Richtung: "Bürgerschaftliches Engagement kann sich vernetzen und verstärken. Wir können so ein menschliches Zeichen setzen für Menschen, die etwas Elementares verloren haben: ihre Heimat."