Gütersloh. Wenn Sprachlehrerin Marlien Meir den Unterschied zwischen „A“ und „Ä“ erklärt, sitzen über 20 Flüchtlinge aufmerksam vor ihr und versuchen, die Besonderheiten der deutschen Sprache zu begreifen. Mit Hilfe der Bürgerstiftung Gütersloh können die Sprachkurse in der Volkshochschule angeboten werden – und zwar für die Flüchtlinge, die noch keinen Anspruch auf einen vom Bundesministerium für Migration und Flüchtlinge (BAMF) finanzierten Kurs haben.
100 Stunden Deutschunterricht in drei Klassen mit verschiedenen Sprachniveaus – das finanziert die Bürgerstiftung aus den Mitteln ihres Projekts „Ankommen in Gütersloh“ und stellt dafür 10.500 Euro zur Verfügung. „Sprache ist das wichtigste Element zur Integration“, sagt Brigitte Büscher, ehrenamtliche Sprecherin des Vorstandes. „Und auch wenn mittlerweile die Fördermöglichkeiten durch den Bund deutlich erweitert worden sind, fallen viele Menschen durch das Raster der Förderbestimmungen. “
In Gütersloh leben mittlerweile viele zugewiesene Flüchtlinge in den verschiedenen Unterkünften, die keinen Deutsch-Unterricht finanziert bekommen - manche warten noch auf ihre Anerkennung als Asylsuchende, andere werden nicht gefördert, weil sie aus Ländern stammen, die keine gute Bleibeperspektive in Deutschland bieten.
„Das mag zwar statistisch stimmen, für die einzelnen Menschen bedeutet es aber, dass sie keinen Zugang zum Alltagsleben in unserer Stadt haben“, sagt Katrin Meyer, ehrenamtliches Vorstandsmitglied der Bürgerstiftung und für die Projektarbeit verantwortlich. „Doch wir wollen auch diesen Menschen eine Chance geben und haben darum in enger Zusammenarbeit mit der Stadt und der Volkshochschule erneut Mittel zur Sprachförderung bereit gestellt.“
Wolfgang Sieveking vom Fachbereich Familie und Soziales und seine Mitarbeiterin Susanne Pollmeier wissen, dass die meisten Männer und Frauen die Bedeutung des Deutschlernens erkannt haben. „Oft sind die Flüchtlinge, die unserer Stadt zugewiesen werden, gerade erst in den Unterkünften ankommen, da fragen sie schon: Wir wollen Deutsch lernen – geht das?“, berichtet Pollmeier. Und so sitzen die Menschen aus Afghanistan oder Pakistan im Klassenzimmer der Volkshochschule und pauken mit Sprachlehrerin Marlien Meir weiter, wie man ein sauberes, deutsches „Ä – wie Ärger“ verwendet und ausspricht.