Versprochen ist versprochen: Er werde dem Café Connect auf jeden Fall einen Besuch abstatten, hatte Bürgermeister Henning Schulz der Diakonie Gütersloh auf dem Kreiskirchentag zugesichert. Jetzt hat er sein Versprechen eingelöst und besuchte die Begegnungsstätte für Geflüchtete und Gütersloher, die von der Flüchtlingsberatung der Diakonie betreut wird. Dort informierte er sich über die Arbeit im Café Connect.
Trubel empfing den Bürgermeister bei seinem Vor-Ort-Termin: Der Internationale Mutter-Kind-Treff war gerade zu Ende gegangen, die Teilnehmer der Sprachkurse standen schon in den Startlöchern. Beide Angebote werden von Ehrenamtlichen geführt – wie fast alles im Café Connect: das Berufsorientierungsangebot, das Musik-Café oder der Mal- und Handarbeitsnachmittag zum Beispiel. „Die Kirchstraße 10 a mit ihrer besonderen Kombination der verschiedenen Angebote Café Connect, Flüchtlingsberatung, Sprachkursen, Kleiderkammer, Trödelhaus und Suppenküche ist in den vergangenen eineinhalb Jahren zum Zentrum der Flüchtlingshilfe in Gütersloh geworden“, erklärte Flüchtlingsberaterin Katharina Stein dem Bürgermeister. Die ehrenamtlich geführten Kurse seien dabei nur das eine. Vielmehr sei das Café Connect eine Begegnungsstätte – für Flüchtlinge wie für Ehrenamtliche und interessierte Bürger gleichermaßen.
Besonders wichtig sei dabei, dass es sich um ein niedrigschwelliges Angebot handle. „Jeder kann zu uns kommen, und wir haben mittlerweile an fünf Tagen geöffnet“, sagte Steins Kollege, Flüchtlingsberater Marvin Hemkendreis. „Die Geflüchteten wissen, dass sie hier ein Zentrum haben, in dem sie aufgefangen werden.“ Es sei eine verlässliche Anlaufstelle, in der sie abseits der Unterkünfte Kontakt zu anderen Menschen knüpfen können – vor allem auch zu den Güterslohern selbst. „Das Café Connect ist die einzige Begegnungsstätte dieser Art in Gütersloh und für die Flüchtlinge gewissermaßen das erste Stückchen Heimat im neuen Land“, betonte Stein. Doch das Café richtet sich auch an die Gütersloher selbst: „Nicht nur Ehrenamtliche sind willkommen, sondern jeder, der sich für unsere Arbeit interessiert oder Geflüchtete kennenlernen will.“
„Eine gute Struktur, niedrigschwellig und kompetent“, lobte Bürgermeister Henning Schulz die Arbeit des Cafés Connect. Ihm gefiel vor allem die Hilfe zur Selbsthilfe. „Man spricht heute ja immer von ‚Empowerment‘. Sie versetzen die Menschen in die Lage, ihr Leben selbst in Hand zu nehmen.“ Das Stadtoberhaupt nutzte die Gelegenheit, um auch mit Geflüchteten selbst zu sprechen. „Integration braucht Geduld“, so Schulz, „von allen Beteiligten.“
Rund eineinhalb Jahre nach der Eröffnung des Cafés im Februar 2016 fällt die Bilanz sowohl bei der Stadt als auch bei der Flüchtlingsberatung positiv aus – auch mit Blick auf die Situation der Flüchtlingshilfe im gesamten Stadtgebiet. „2015 herrschte in ganz Deutschland noch eine sehr polarisierende Stimmung – von sehr positiv bis sehr negativ“, so Schulz. In der Stadt Gütersloh habe man immer versucht, den Herausforderungen mit „Unaufgeregtheit“ zu begegnen, und das sei auch heute noch eine gute Grundhaltung. „Und auch alle Akteure haben sich Routinen erarbeitet. In diesem Sinne ist das Thema Flüchtlingshilfe in Gütersloh in sehr gutem Fahrwasser.“
Auch die Finanzierung von Flüchtlingsberatung und Café Connect war Thema beim Besuch. Die freiwillige städtische Förderung beläuft sich derzeit auf 129.000 Euro jährlich. Diese Summe war 2015 beschlossen worden und wird bis zum Jahr 2018 nochmals auf 150.000 Euro im Jahr anwachsen – „ein hoher, nennenswerter Betrag“, so Schulz. Nominell finanziert die Diakonie damit die zwei Vollzeitstellen in der Flüchtlingsberatung. Ein wichtiger Bestandteil der Arbeit ist neben der zentralen Aufgabe der Flüchtlingsberatung laut Diakonie auch das Café Connect mit seinen Angeboten, das mit 14 Wochenstunden von der Flüchtlingsberatung begleitet wird.
Darüber hinaus finanziert sich das Café Connect ausschließlich über Spenden und Fördermittel. Pro Jahr benötige das Café rund 16.000 Euro, um unter anderem die laufenden Betriebskosten sowie eine 450-Euro-Stelle zu finanzieren: Seit dem 1. August steht Bettina Winter den Gästen im Café während der Öffnungszeiten als feste Ansprechpartnerin zur Seite.