Gütersloh/Steinhagen. Seit dem vergangenen Jahr fördern die Koordinierungsstelle Energie und Klima des Kreises Gütersloh, die Biologische Station Gütersloh/Bielefeld und die Landwirtschaftskammer Landwirte, die den Anbau einer neuen Pflanzenmischung testen. Diese Mischung besteht aus 25 Wild- und Kulturpflanzen. Sie wird mittlerweile von sieben Landwirten im Kreis Gütersloh auf etwa zwölf Hektar Fläche angebaut. Bei einem Pressegespräch stellten jetzt die Förderer und der Brockhagener Landwirt Jörg Düfelsiek das farbenfrohe und insektenreiche Ergebnis vor.
Die Pflanzen bieten viele ökologische Vorteile gegenüber dem Mais und können gleichzeitig gut für die Biogasproduktion genutzt werden. Biogas spielt eine wichtige Rolle bei der Energiewende, die Akzeptanz in der Bevölkerung fehlt aber oft. Ein Grund dafür ist der erhöhte Anbau von Mais zur Nutzung in Biogasanlagen, was sich auf das Landschaftsbild auswirkt und den Artenrückgang verstärkt: Daher sprechen Kritiker häufig von der „Vermaisung der Landschaft“. Energetisch und wirtschaftlich ist der Mais zweifellos die ertragreichste Pflanze für die Biogasproduktion. „Unser Ziel als Kreis Gütersloh ist es, dass die Rolle der Biogasproduktion bei der Energiewende anerkannt wird. Deshalb wollen wir zeigen, dass es auch anders geht und so für mehr Akzeptanz sorgen“, erklärte Kreis-Klimamanager Henning Korte. Und die Energiepflanzenmischung hat durchaus Vorteile gegenüber dem Mais, auch wenn die Methanproduktion geringer ist.
Die mehrjährigen Energiewildpflanzen bieten, im Gegensatz zum herkömmlichen Mais, einen wertvollen Lebensraum für viele heimische Tierarten. Zum Beispiel lockt die Vielfalt an Wildblumen auch wieder Bienen und andere Insekten an, die in der jüngeren Vergangenheit einen starken und beunruhigenden Rückgang erlebt haben. Auch der Einsatz von Pestiziden ist nur in sehr geringen Maßen notwendig, was einen weiteren Vorteil, vor allem aus ökologischen Gründen hat: „Insekten, etwa Hummeln und Bienen, profitieren von den Blühpflanzen. Feldvögel finden zudem dort eine Brutmöglichkeit und Nahrung. Und auch die Fledermäuse profitieren von den Nachtfaltern, die von den blühenden Pflanzen angelockt werden“, listet Conny Oberwelland von der Biologischen Station Gütersloh/Bielefeld die Vorteile aus ihrer Sicht auf. Wildtiere wie Fasan, Hase und Rebhuhn finden zudem Schutz. Ulrich Bultmann, Geschäftsführer der Landwirtschaftskammer: „Gerade bei Landwirten, die auch Jäger sind, finden wir deswegen mehr Gehör, wenn wir ihnen diese Alternative präsentieren.“
Auch der Landwirt hat Vorteile: Der Aufwand für den Anbau der Energiewildpflanzen ist deutlich niedriger als bei anderen Energiepflanzen: Düfelsiek muss nicht jedes Jahr neu einsähen, die Mischung der mehrjährigen Pflanzen soll zehn Jahre steigende Erträge bringen. Im Spätsommer 2014 hatte er einen Hektar mit den Energiewildpflanzen rund um seine Biogasanlage angelegt. Im Spätsommer dieses Jahres kann er nun erstmals ernten. Um Düfelsiek das finanzielle Risiko etwas zu nehmen, zahlte der Kreis Gütersloh das 300 Euro teure Saatgut. Wer als Landwirt – und Betreiber einer Biogasanlage – Interesse an dem Versuch hat, kann sich bei Henning Korte (Telefon 05241/85-2764, E-Mail henning.korte(at)gt-net.de) wenden.