Corona: Hohe Inzidenzen im Kreis Gütersloh – AG Wofa rät dringend von Besuchen in Pflegeeinrichtungen ab
Kreis Gütersloh, 22. Dezember 2020. Auf der Covid-19-Karte des Robert-Koch-Instituts (RKI) leuchtet der Kreis Gütersloh mittlerweile in einem tiefen Rot. Die Sieben-Tages-Inzidenz beträgt am heutigen Dienstag 275 – und wird auch in den kommenden Tagen wohl nicht so schnell unter die 200er-Marke sinken. Der Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtsverbände im Kreis Gütersloh (AG Wofa) bereitet dies vor allem mit Blick aufs nahende Weihnachtsfest Sorgen. Ihr dringender Appell an alle Angehörigen von Bewohner*innen der Pflegeheime und -Wohngemeinschaften im Kreis: „Bitte bleiben Sie über die Feiertage zu Hause! In diesen Tagen zeigt man seine Zuneigung für die Liebsten am besten durch Abstand.“ Zudem rät sie dringend davon ab, die Heim- und WG-Bewohner für das Weihnachtsessen zu sich nach Hause zu holen.
„Eins vorweg: Wir wollen und werden Besuche in unseren Pflegeeinrichtungen nicht verbieten“, betont Björn Neßler, Vorstand Diakonie Gütersloh e.V und derzeit Vorsitzender der AG Wofa. „Gleichwohl wollen wir dringend darum bitten, sich den Besuch gut zu überlegen und sich vor allem jederzeit an die geltenden Hygieneregeln zu halten, die verpflichtenden FFP2-Masken durchgehend korrekt zu tragen und vor allem die Empfehlungen fürs private Weihnachtstreffen auch mit Blick auf den Besuch in den Pflegeeinrichtungen zu befolgen.“ Damit spielt Neßler vor allem auf die „Ein Haushalt + Vier“-Regel an, deren Befolgen zwar angeraten wird, die in der Corona-Schutzverordnung des Landes NRW aber nicht verbindlich für den privaten Rahmen festgezurrt wurde. Auch dass man über die Feiertage keine wechselnden Kontakte, sondern nach Möglichkeit immer mit den selben vier Personen zu tun haben soll, ist eine Empfehlung. „Aber eine Empfehlung, hinter der wir uneingeschränkt stehen und die wir ausdrücklich befürworten“, sagt Burkhard Kankowski, Geschäftsführer Verein Daheim. „Hierum möchten wir deswegen auch alle Angehörigen bitten. Bitte einigen Sie sich auf einen Haushalt, der zum Besuch ins Heim kommt. Und das am besten nicht nur über die Feiertage, sondern solange der Inzidenzwert im Kreis Gütersloh bei über 200 liegt. Je geringer die Zahl wechselnder Kontakte, desto geringer das Risiko für den pflegebedürftigen Vater oder die pflegebedürftige Großmutter – und natürlich auch für alle anderen Bewohner der Pflegeeinrichtung. Es erfüllt uns mit tiefer Sorge, welche Folgen diese Besuche in den nächsten Wochen haben können. Die Infektionen in Pflegeeinrichtungen steigen schon jetzt sprunghaft an.“
„Natürlich verstehen wir, dass das gerade an Weihnachten sehr weh tut“, sagt Burkhard Kankowski. „Es ist und bleibt ein Fest der Familie – und an und für sich ist es natürlich toll, wenn Angehörige ihre Liebsten besuchen wollen. Aber man muss sich gut bewusst sein, was für ein Risiko damit einhergeht – allen Sicherheitsvorkehrungen zum Trotz.“
Dies gelte auch für das Weihnachtsessen daheim, zu dem manche Familie den pflegebedürftigen Menschen zu sich nach Hause holt, so Ilka Mähler, Vorstand DRK Kreisverband Gütersloh. „So sehr wir diesen Wunsch verstehen können, so nachdrücklich raten wir in diesem Jahr davon ab. Alle Hygienevorgaben, die in unseren Pflegeeinrichtungen verbindlich sind – z. B. die FFP2-Masken-Pflicht auch für Besucher, die Einhaltung des Mindestabstands und so weiter –, gelten natürlich nicht im Zuhause der Familie. Und auch wenn diese zuvor sehr vorsichtig war und vielleicht auch alle weiteren privaten Kontakte reduziert hat, ist ein Risiko angesichts der aktuell hohen Inzidenzen trotzdem da. Und das ohne schützende Masken als Barriere.“ Diese Diskrepanz zwischen Besucherregeln im Heim und Regeln für den Besuch bei der Familie sei extrem widersprüchlich und vor allem gefährlich, so die Träger der AG Wofa.
Die Arbeitsgemeinschaft setzt daher auf das Verständnis aller Angehörigen, auch an Weihnachten Vorsicht walten zu lassen. „Natürlich gibt es immer mal Diskussionen, aber der überwiegende, große Teil ‚unserer‘ Angehörigen hat Verständnis für die Situation und unsere Maßnahmen“, ergänzt Matthias Timmermann, Vorstand Caritasverband für den Kreis Gütersloh. „Und natürlich will niemand seinen pflegebedürftigen Verwandten anstecken. Aber gerade an Weihnachten fällt es schwer, den Kopf dem Herzen vorzuziehen. Daher zum Fest noch einmal unser Appell – zumal sich unser Kreis der 300er-Inzidenz nähert.“
Den Bewohnerinnen und Bewohnern in den Pflegeheimen und Pflege-Wohngemeinschaften stehe trotz allem kein trauriges Fest ins Haus, betont Björn Neßler zum Abschluss. „Unsere Mitarbeitenden tun alles, um unseren Bewohner*innen ein buntes und tolles Weihnachtsfest zu bescheren. Und wir können versichern: Niemand von ihnen ist an den Feiertagen allein.“
Infokasten: Die AG Wohlfahrt Die AG Wohlfahrt ist eine Arbeitsgemeinschaft von sechs gemeinnützigen Wohlfahrtsverbänden im Kreis Gütersloh. Dazu gehören: der AWO Kreisverband Gütersloh, der Caritasverband für den Kreis Gütersloh, der DRK Kreisverband Gütersloh, die Diakonie Gütersloh, die Diakonie Halle sowie der Paritätische Kreis Gütersloh. Gemeinsam versorgen, begleiten, pflegen und betreuen sie mit etwa 7.000 Mitarbeitenden 50.000 Menschen.
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