Haushalt und soziale Lage, Wohnungsbau und Konversion, Fachhochschulstandort und Kindertageseinrichtungen – die Themenpalette beim traditionellen Jahresgespräch des städtischen Verwaltungsvorstands mit den Gewerkschaften ist weit gefasst. Doch trotz der Bandbreite blieb auch diesmal Raum für intensiven und vertrauensvollen Meinungsaustausch zu Einzelfragen, die die Vertreter der DGB-Gewerkschaften an Bürgermeister Henning Schulz, die erste Beigeordnete Christine Lang, Stadtbaurätin Nina Herrling, Jugend-, Sozial- und Bildungsdezernent Joachim Martensmeier und Kultur/Sport-Beigeordneten Andreas Kimpel richteten.
Zusammen mit Hans-Werner Heißmann-Gladow , Sekretär der IG Metall Gütersloh-Oelde und Vorsitzender des DGB-Kreisverbandes waren weitere sieben Vertreter und Vertreterinnen folgender Gewerkschaften ins Rathaus gekommen: Anke Unger (DGB), Martina Schu und Melanie Kranicz (beide Verdi), Gabriele Böhm (NGG), Ulrich Wichmann (GEW), Prof. Dr.-Ing. Johannes Weinig (IG BAU) und Thomas Wamsler (IG Metall). Wichtiges Anliegen von ihrer Seite: der Einsatz gegen prekäre Beschäftigung, hier mit Blick auch auf die Vergabe städtischer Aufträge an externe Firmen. Dass die Kommune ihre besondere Verantwortung hier erkenne und wahrnehme, bestätigte Bürgermeister Henning Schulz. Er wies aber gleichzeitig darauf hin, dass die Stadt als Auftraggeber auf Hinweise und Indizien angewiesen sei, wenn aus Sicht der Gewerkschaften Grund zu Sorge bestehe.
Die soziale Lage in der Stadt insgesamt thematisierte kürzlich die so genannte „Armutskonferenz“, auch ihre Ergebnisse waren Thema beim Jahresgespräch. Zur dort erhobenen Forderung nach einer „aktiveren Rolle der Stadt beim Bau bezahlbarer Wohnungen“ (Heißmann-Gladow) verwiesen der Bürgermeister und Stadtbaurätin Nina Herrling auf die kommunalen Aktivitäten in den vergangenen Monaten. So wird das Integrationskonzept, das kurz vor der Veröffentlichung steht und zusammen mit zahlreichen Bürgern und Bürgerinnen erarbeitet wurde, einen Schwerpunkt beim Thema „Wohnen“ setzen.
In mehreren Workshops hat sich auch der Planungsausschuss zusammen mit weiteren Akteuren mit dem Thema auseinandergesetzt und Handlungsschwerpunkte entwickelt. Zielformulierungen mit präzisen Vorschlägen sollen im Herbst in die politische Diskussion eingebracht werden, kündigte Herrling an. Die Notwendigkeit zum Handeln sei erkannt, verwiesen die Stadtbaurätin und der Bürgermeister unter anderem auf das kommunale Bauland-Management als Instrument kommunaler Steuerung und die in den kommenden Jahren schrittweise frei werdenden Britenwohnungen sowie eine steigende Anzahl von Bebauungsplänen.
Gütersloh ist eine weiter wachsende Stadt – nicht nur die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum ist eine Aufgabe, die sich daraus ergibt. Der Bau von Kindertageseinrichtungen (zwei neue an der Weserstraße und am Hüssengarten stehen kurz vor der Fertigstellung) ist in diesem Zusammenhang ebenso Thema wie die Gewinnung von qualifiziertem Personal und die Schaffung einer dichten Bildungs-Infrastruktur, die von der Kita bis zur Hochschule reicht. Nach den Sommerferien geht die Vorbereitung für eine dritte Gesamtschule im Gütersloher Norden mit einer Elternbefragung in die nächste Runde. Bei der Kooperation mit der FH Bielefeld ist es erklärtes Ziel, den Standort Gütersloh für rund 1200 Studierende der MINT-Studiengänge auszubauen und einen eigenständigen Fachbereich zu schaffen – aus Sicht des Gütersloher Verwaltungsvorstands ebenso wie aus Sicht der Gewerkschaften ein wichtiger Aspekt für den Standort Gütersloh.