Gütersloh. Die Zahl der geflüchteten Mädchen und Frauen hat in Deutschland in den vergangenen Jahren stark zugenommen: Zwischen 2012 und 2016 stellten mehr als eine halbe Millionen Frauen in Deutschland einen Asylantrag. Auch beim Jobcenter Kreis Gütersloh wird dies deutlich: „Knapp 40 Prozent der geflüchteten erwerbsfähigen Leistungsberechtigten in der Grundsicherung sind weiblich“, weiß Hilde Knüwe, Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt beim Jobcenter. Die Mehrheit der Geflüchteten lebt in einer Bedarfsgemeinschaft (BG) mit Partner und minderjährigen Kindern (45 Prozent), danach folgen die Single-BG (37 Prozent) und alleinerziehende Mütter (7 Prozent).
Das Jobcenter Kreis Gütersloh unterstützt Zuwanderinnen mit Maßnahmen, die ihnen die Chance auf eine berufliche Perspektive schaffen sollen. In Gruppenveranstaltungen können sich Mütter über die Themen Kindererziehung und Betreuung, Arbeitszeitmodelle, Bildung- und Teilhabe sowie Förderleistungen des Jobcenters informieren und beraten lassen. Die Veranstaltungen werden von der Übersetzerin des Jobcenters, Naima Boudaa, ins Arabische übersetzt und von den persönlichen Ansprechpersonen des Jobcenters begleitet. „Es ist eine große Hilfe und für viele Frauen eine Erleichterung, die wichtigsten Informationen in der Muttersprache vermittelt zu bekommen“, erklärt die Jobcenter-Mitarbeiterin. Gleichzeitig können die Erziehenden mit ihren Ansprechpersonen wichtige Fragen direkt vor Ort klären. Die Informationsveranstaltungen sind ein Baustein, um den Arbeitsmarkteinstieg für geflüchtete Frauen in Deutschland schrittweise vorzubereiten. „Geflüchtete Frauen sind – wie auch geflüchtete Männer – sehr motiviert, an der deutschen Gesellschaft teilzuhaben“, erklärt Knüwe. Der Besuch von Sprachkursen und folglich die Erwerbsbeteiligung von geflüchteten Frauen sei im Vergleich zu geflüchteten Männern derzeit geringer. „32 Prozent der Frauen, die bei uns im Jobcenter erfasst sind, besuchen einen Sprachkurs. Bei den Männern sind es 51 Prozent“, sagt die Jobcenter-Mitarbeiterin. „Insgesamt sind die Ursachen für die nachteilige Arbeitsmarktposition weiblicher Flüchtlinge vielfältig.“ Kulturelle Gegebenheiten, familiäre Verpflichtungen, geringere Schul- und Bildungsqualifikationen, fehlender Spracherwerb und kaum vorhandene berufliche Erfahrungen seien Einschränkungen für eine baldige berufliche Integration. Knüwe ergänzt: „Der Wunsch nach einer Erwerbsbeteiligung und nach gesellschaftlicher Teilhabe ist jedoch bei einer deutlichen Mehrheit der Frauen vorhanden.“ Knüwe sieht die Frauen in einer Schlüsselrolle für den Verlauf und das Gelingen des Eingliederungsprozesses von Familien mit ausländischer Herkunft. „Mütter mit Migrationshintergrund fühlen sich besser in der Gesellschaft eingebunden, wenn sie erwerbstätig sind. Davon profitieren die Frauen selber, aber auch ihre Familien, besonders die Kinder.“