Zum dritten Mal in diesem Jahr wurden die Sprachcamps der Arbeiterwohlfahrt von zwei Gütersloher Stiftungen und der Stadt gemeinsam gefördert
Gütersloh. „Wir rocken Gütersloh!“ – während der Herbstferien drehte sich alles nur um dieses Thema.
60 Grundschulkinder präsentierten ihr musikalisches Können. Und so ganz nebenher lernten sie dabei besser Deutsch. Denn die Sprachcamps der Arbeiterwohlfahrt sind für Kinder mit Migrationshintergrund gedacht. Finanziert wird diese musikalische Reise vom NRW-Familienministerium und von der Reinhard Mohn Stiftung sowie der Bürgerstiftung Gütersloh. Die Stadt Gütersloh stellt seit Jahren ihre Schulgebäude zur Verfügung.
„Die AWO freut sich außerordentlich, dass sich die beteiligten Stiftungen dazu entschlossen haben, weitere Mittel für die möglichst frühzeitige Sprachförderung von Kindern mit nichtdeutscher Familiensprache zur Verfügung zu stellen, da diese eine der wichtigsten Voraussetzungen für den schulischen und beruflichen Erfolg sowie die gesellschaftliche Integration ist “, so Jürgen Jentsch als Vorsitzender des AWO Kreisverbandes in Gütersloh.
In den vergangenen Jahren konnte dank der Unterstützung der Stadt und Stiftungen das Angebot der Sprachcamps in Gütersloh kontinuierlich gesteigert werden. Allein während der vergangenen zwei Jahre wurde das Angebot für Kinder mit Sprachförderbedarf von 60 auf 120 Plätze verdoppelt. 13 der 17 Grundschulen im Stadtgebiet empfehlen regelmäßig ihre Schüler/innen für das Sprachcamp. Mittlerweile werden die AWO-Sprachcamps daher dreimal jährlich in den Oster-, Sommer- und Herbstferien angeboten.
„Sprachförderung für Kinder mit Migrationshintergrund ist ein wichtiger Schlüssel zu größerer Chancengerechtigkeit im deutschen Bildungssystem“, sagt Katrin Meyer, die im Vorstand der Bürgerstiftung für die Projektarbeit zuständig ist, beim Besuch des Sprachcamps. Sie und Rüdiger Bockhorst von der Reinhard Mohn Stiftung und Roland Thiesbrummel (Stadt Gütersloh) waren der Einladung der Arbeiterwohlfahrt AWO gefolgt, sich vom Erfolg der Sprachcamps während der Herbstferien zu überzeugen. „Dieses Konzept der spielerischen Sprachförderung im außerschulischen Bereich hat uns sofort überzeugt und passt sehr gut zu unseren Bildungsprojekten“, sagt Rüdiger Bockhorst, der Projektmanager der Reinhard Mohn Stiftung.
Die bisherigen Erfahrungen mit den Sprachcamps zeigten, dass sich die Kinder außerhalb der gewohnten schulischen Strukturen neue Lernräume erschließen und mit großer Motivation dabei sind. Erstmalig wagten sich die Organisatoren in diesem Jahr an ein Musikcamp heran. Warum ein Musikcamp? Durch die Kopplung des Rhythmus der Musik mit bestimmten Vokabeln beim Lernen mit Musik ist der Behaltenseffekt bei manchen Kindern größer.
Geeignete Musik kann das Lernen daher wesentlich unterstützen: sie schafft nicht nur ein angenehmes Lernumfeld, sondern entspannt und öffnet so für Neues. Nicht zuletzt fördert Musik das Lernen mit Hilfe verschiedener Sinne und beschleunigt somit den Aufnahmeprozess. Natürlich lässt sich die Grammatik nicht allein mit Liedern vermitteln. Aber die Kinder bekommen die deutsche Sprache durch Musik einfach leichter ins Ohr. Sie haben also einen anderen Zugang zur Sprache; wissen ganz automatisch, welches Wort oder welche grammatikalische Form in diesem Kontext richtig ist. So lernen sie schneller Deutsch. Allerdings ist Musik kein Wundermittel.
10 Tage intensive Betreuung in den Kompetenzen Lesen und Schreiben erweiterten das prachförderkonzept, um den Zugang der Kinder zu diesen Fertigkeiten zu erleichtern.
Alle Beteiligten waren überzeugt, dass durch die raschen Lernfortschritte im Sprachcamp das Selbstwertgefühl der Schüler gestiegen sei.
Die von der AWO entwickelten Sprachcamps sind ein Instrument, um die Sprachkenntnisse von Kindern mit Deutsch als Zweitsprache zu verbessern. Je 20 Kinder arbeiteten täglich in einer der drei festen Gruppen und wurden von einem Sprach-, einem Theater- und einem Freizeitpädagogen betreut. Eine gemeinsame Theateraufführung am letzten Tag der Herbstferien und ein Tagesausflug waren die Höhepunkte für die Campkinder. Darüber hinaus blieb viel Freizeit für kreative und sportliche Betätigungen. Besonderer Wert wurde auf die Schriftsprache gelegt, da beim Schreiben die häufigsten Schwierigkeiten auftreten. In spielerischer Atmosphäre lernten die Kinder mit der Grammatik sicherer umzugehen, bauten ihren Wortschatz auf und wurden beim Erstellen kurzer Texte unterstützt.