„Komm zu den Wikingern!“ – während der Sommerferien dreht sich alles nur um dieses Thema.
60 Grundschulkinder erfahren in diesen Tagen viel vom Leben der Wikinger. Und so ganz nebenher lernen sie dabei besser Deutsch. Denn die Sprachcamps der Arbeiterwohlfahrt sind für eine möglichst frühzeitige Sprachförderung von Kindern mit nichtdeutscher Familiensprache gedacht. Finanziert wird diese spannende Reise vom NRW-Familienministerium und von der Reinhard Mohn Stiftung sowie der Bürgerstiftung Gütersloh. Die Stadt Gütersloh stellt seit Jahren ihre Schulgebäude zur Verfügung.
Noch etwas schüchtern betrachtet Joel die tägliche „Morgenrunde“, in der sich die kleinen Wikinger gesanglich auf den Tag einstimmen; jeden Morgen singen die Kinder das gemeinsame Camplied, welches sie täglich durch die Wikingerwelt des AWO Sprachcamps begleitet.
Es ist Joels erster Tag im Camp. Seine Eltern stammen aus der Türkei, er selbst wurde in Deutschland geboren und besucht nach den Sommerferien die 3. Klasse einer Gütersloher Grundschule. Für das AWO Sprachcamp hat ihn seine Mutter in diesem Jahr zum ersten Mal angemeldet. Joels Klassenlehrerin hat ihr das Sprachcamp empfohlen. Nun begleitet sie ihren Sohn ins Camp und ist sich sicher, dass Joel nicht lange brauchen wird, seine Zurückhaltung abzulegen. Die derzeit größte Sorge ihres Sohnes ist die Verkürzung seiner Sommerferien. Zwei Wochen vor allen anderen Kindern in eine Schule fahren? Das kann keinen Spaß machen, befürchtet Joel…
Nach einer Woche sprechen wir noch einmal mit Joel und seiner Mutter. Diese berichtet, dass ihr Sohn bereits am ersten Tag Kontakt zu den anderen Kindern im Sprachcamp gefunden hat und es seither mit viel Spaß besucht. Das Sprachcamp findet Joel „sehr gut“. Besonders der Tagesausflug in das Archäologische Freilichtmuseum Oerlinghausen hat ihn beeindruckt, nicht nur wegen der selbst erstellten „Wikingerkette“, die er mit nach Hause nehmen durfte. Vom Sommerlager eiszeitlicher Rentierjäger bis zur frühmittelalterlichen Hofanlage erhält man in sechs großen Baugruppen einen Eindruck vom prähistorischen Alltag.
10 Tage intensive Betreuung in den Kompetenzen Sprechen, Lesen und Schreiben beinhaltet das spielerische Sprachförderkonzept der AWO, um den Zugang der Kinder zu diesen Fertigkeiten zu erleichtern.
Je 20 Kinder arbeiten täglich in festen Gruppen und werden von einem Sprach-, einem Theater- und einem Freizeitpädagogen betreut. Eine gemeinsame Theateraufführung am letzten Tag des Sprachcamps und jeweils ein Tagesausflug sind die Höhepunkte für die Campkinder. Darüber hinaus bleibt viel Freizeit für kreative und sportliche Betätigungen. Besonderer Wert wird bei Flüchtlingskindern auf die kontinuierliche Erweiterung des Wortschatzes gelegt, bei anderen Kindern dann eher auf die Schriftsprache, da beim Schreiben die häufigsten Schwierigkeiten auftreten. In spielerischer Atmosphäre lernen die Kinder mit der Grammatik sicherer umzugehen, bauen ihren Wortschatz auf und werden beim Erstellen kurzer Texte unterstützt.
Das Sprachcamp in den Herbstferien findet vom 23.10.-04.11.2017 in der Janusz-Korczak-Gesamtschule statt. Eingeladen sind Grundschulkinder mit Sprachförderbedarf aus Gütersloh und Rheda-Wiedenbrück.