In Bielefeld wurde heute der achte Ausbildungsreport der DGB-Jugend NRW vorgestellt. Von den rund 8.000 Befragten kommen 2.500 duale Auszubildende aus OWL.
„Erfreulich ist, dass mehr als 70 % der befragten Jugendlichen mit ihrer Ausbildung zufrieden sind“, erklärte Sarab Aclan, Jugendbildungsreferentin beim DGB OWL. Aber nach wie vor gebe es erhebliche Unterschiede zwischen den Berufen, und nach wie vor erhalte längst nicht jeder Jugendliche eine Lehrstelle: „Wenn Unternehmen ihrer Verantwortung nicht nachkommen und nicht für ein auswahlfähiges Angebot an Ausbildungsplätzen sorgen, muss sich die Politik einschalten. Die Arbeitgeber haben im Ausbildungskonsens für 2015 dreitausend zusätzliche Lehrstellen zugesagt. Diese Zusage ist bis heute nicht eingelöst worden.“ Nur noch jedes fünfte Unternehmen in NRW bilde überhaupt aus.
Schwerpunkt der aktuellen Studie ist die Situation Jugendlicher mit Migrationshintergrund auf dem Ausbildungsmarkt. Hierzu gab es überraschende Befunde. „Der Ausbildungsreport zeigt Probleme beim Zugang zur Ausbildung für migrantische Jugendliche auf“, „So münden sie häufiger in einen Beruf rein, der nicht ihrem ursprünglichen Wunsch entspricht oder der für sie gar eine Notlösung darstellte.“ Auch sei es für Jugendliche mit Zuwanderungsgeschichte schwerer, überhaupt einen Ausbildungsplatz zu finden.
Sobald diese Hürde aber geschafft ist, gleicht die Zufriedenheit „herkunftsdeutscher“ und „migrantischer“ Auszubildender. Aclan: „Überaus positiv ist es, dass die Ergebnisse nur gering von den Aussagen der befragten ‚herkunftsdeutschen‘ Jugendlichen abweichen. Während insgesamt 70,9 % der Auszubildenden sehr zufrieden oder zufrieden mit ihrer Ausbildung waren, lag dieser Anteil bei den Auszubildenden mit Migrationshintergrund um 2,7 Prozentpunkte (68,2 %) darunter. Somit kann man feststellen, dass eine duale Ausbildung ganz maßgeblich zu einer gelungenen Integration beiträgt.“
Das Ergebnis bestätigt die Einschätzung des DGB, dass die besten Chancen zur Integration für Geflüchtete bestehen, wenn sie schnell in Ausbildung und Arbeit kommen. Auch dieses Jahr lagen die Ausbildungsberufe in dem Hotelund Gaststättengewerbe auf dem letzten Drittel der Gesamtbewertung, „weil gerade in diesen Branchen die Mitbestimmungsstrukturen und Interessenvertretung in den Betrieben oft fehlen“, betont Armin Wiese, Geschäftsführer der NGG Paderborn-Detmold.
So ist zum Beispiel, nach eigener Auswertungen, in dem Ausbildungsbetrieb Gräflicher Park in Bad Driburg in den letzten Jahren die Ausbildungsqualität durchweg positiv. Bei diesem Betrieb existiert eine aktive Jugendvertretung und ein Betriebsrat, der die Auszubildenden betreut und begleitet. „Die Befragungsergebnisse im Ausbildungsreport stützen diese Bewertung: Die Zufriedenheit mit der Ausbildung steigt, wenn es im Betrieb eine Interessensvertretung gibt.“, so Wiese.
Das Handwerk hat es immer noch schwer, Auszubildende zu finden und zu halten. Hier gibt es eine hohe Abbruchquote der Ausbildung. Falko Blumenthal von der IG BAU bewertet die Situation und bemängelt u.a. die Sicherheitsmaßnahmen und die fehlenden Arbeitsmaterialien in einigen Ausbildungsberufen der Bau- und Agrarbranche: „Viele Auszubildende aus Ostwestfalen kommen zu uns und klagen über fehlende Sicherheitskleidung oder Arbeitsmaterial. Oftmals wird von ihnen verlangt, zum Beispiel Sicherheitsschuhe, aus eigener Tasche zu kaufen. Das geht so natürlich nicht. Der Arbeitgeber muss für die Kosten der Berufsbekleidung oder des Arbeitsmaterials aufkommen.“