Gütersloh (gpr). Deutsch lernen mal anders – über Rap-Songs und Hip-Hop-Texte haben die beiden jugendlichen Flüchtlinge Ahmat Fakhti und Mustafa Geta ihren eigenen Zugang zu der deutschen Sprache gefunden. Im Rahmen des Musikprojekts „We produce – Sing Deinen Song“ des Jugendzentrums Bauteil 5 haben 15 junge Menschen unter Leitung von Sozialarbeiter Fadi Matusch und mit Unterstützung des Musikproduzenten Stefan Wolharn gemeinsam Hip-Hop-Songs geschrieben, gesungen und aufgenommen. Erste Ergebnisse wurden kürzlich dem Bildungsdezernenten der Stadt, Joachim Martensmeier, Jörg Teckemeier vom Fachbereich Jugend und Bildung sowie Brigitte Büscher und Nina Spallek von der Bürgerstiftung Gütersloh, die das Projekt mit einer Förderungssumme von 5.000 Euro unterstützt, präsentiert.
„Rap is more than just Rap – komm wir zeigen Dir unser Leben“ – dieser Refrain tönt aus den Boxen des Musikstudios im Jugendzentrum, wo der aus Damaskus stammende Ahmat Fakhti und der bulgarische Mustafa Geta stolz ihren ersten Rap-Song präsentieren. Zusammen mit dem Gütersloher Rapper Tinello haben die Flüchtlinge des Musikprojekts einen gemeinsamen Song aufgenommen, in dem sie über ihre Herkunft, ihre Flucht und ihre persönlichen Erfahrungen singen. Die deutschen Texte haben sie mit Hilfe von Fadi Matusch selbst geschrieben, und auch die Aussprache haben sich die beiden abgeguckt und eigenständig erlernt. „Es stand den Jugendlichen frei, in welcher Sprache sie rappen wollen, aber viele wollten es auf Deutsch versuchen“, sagt der Sozialarbeiter. In einer fremden Sprache zu rappen ist dabei eine besondere Herausforderung. Das wusste auch Ahmat Fakhti, denn: „Ein Musiker braucht viele Worte, mehr als in einem normalen Gespräch.“
Von dem Musikprojekt profitieren die Jugendlichen aus Syrien, Afghanistan, Bulgarien, dem Kosovo, dem Irak und mit kurdischer Abstammung aber nicht nur sprachlich. Das Jugendzentrum Bauteil 5 gibt ihnen als Begegnungsstätte auch die Möglichkeit sich sozial zu integrieren, mit anderen Gleichaltrigen auszutauschen und die persönlichen Erfahrungen in den eigenen Songs zu verarbeiten. Gleichzeitig können sie auch anderen von ihrem Können überzeugen, wenn eine gemeinsame CD aufgenommen und vier Musikvideos in Kooperation mit Gütersloh TV gedreht werden. „Wenn die Jugendlichen anderen ihre Videos zeigen oder auf der Bühne performen, bekommen sie Respekt und Anerkennung für ihre harte Arbeit und das ist sehr wichtig“, weiß Fadi Matusch, der schon lange die Hip-Hop-Szene im Bauteil 5 unterstützt.
Begeistert von den Deutschkenntnissen und den Songs zeigten sich auch Brigitte Büscher und Nina Spallek von der Bürgerstiftung Gütersloh sowie der städtische Bildungsdezernent Joachim Martensmeier. Im Musikstudio des Jugendzentrums gab der Syrer Ahmat Fakhti ihnen spontan eine kleine Kostprobe von seinem Können und überzeugte auf ganzer Linie. Beeindruckt zeigten sich die Gäste auch von der Leistung des Sozialarbeiters: „Fahdi Matusch hat hier viel aufgebaut und eine richtige Jugendszene geschaffen“, sagt Joachim Martensmeier. Aber auch der Einsatz von Stefan Wolharn, der viel Zeit und Engagement in die Nachbearbeitung der Songs investierte, wurde von allen Beteiligten besonders gewürdigt. Mit 25 Songs und einem Musikvideo haben die jungen Flüchtlinge, der Musikproduzent und der Sozialarbeiter bereits einiges erreicht, aber es ist noch viel mehr geplant. Bis zum Ende des Jahres soll eine CD zusammengestellt und drei weitere Musikvideos entstehen.