Gemeinsam zum Vorstellungsgespräch
Halle/Westf./ Gütersloh. Fünf Bewerber hat Michael Brockhage vom Jobcenter in Halle/Westf. mit an Bord seines Bullis auf dem Weg zum Vorstellungsgespräch in Osnabrück. Alle fünf suchen seit längerer Zeit einen Arbeitsplatz und werden dabei von Arbeitsberater Brockhage unterstützt. In Osnabrück eröffnet ein Logistikdienstleister ein neues Depot und sucht zahlreiche neue Mitarbeiter – auch über die Landesgrenze hinaus.
„Dass wir die Arbeitssuchenden auch direkt bei ihren Vorstellungsgesprächen begleiten, ist bei uns selbstverständlich“, sagt Jürgen Blomeier, Sachgebietsleiter im Jobcenter Halle/Westf. „Bei vielen langzeitarbeitslosen Bewerbern ist das Selbstbewusstsein nach einigen Jahren Arbeitslosigkeit im Keller. Unser Ziel ist es, die Arbeitssuchenden so schnell wie möglich wieder in die Arbeit zu vermitteln. Denn mit jedem Tag, den die Leute warten, wird es schlimmer.“ Dazu gehört auch, die Arbeitslosen wieder zu motivieren, dass es für sie einen Job gibt. Außerdem haben einige etwas Angst vor der nicht alltäglichen Aufgabe ‚Vorstellungsgespräch‘. Aber, da sind sich Blomeier und Brockhage einig, jeder ihrer Klienten hat Potenzial. Es muss nur geweckt werden. Und dazu gehört nicht nur eine Beratung im Jobcenter oder das Üben von Vorstellunggesprächen, sondern in vielen Fällen eben auch die Fahrt zum Unternehmen, damit die Bewerber direkte Unterstützung beim Bewerbungsgespräch haben. Außerdem können zum Beispiel Praktika und notwendige Förderungen gleich vor Ort mit dem Arbeitgeber vereinbart werden. „Im Kreis Gütersloh haben wir aktuell knapp fünf Prozent Arbeitslosigkeit. Das sind Zahlen, da träumen andere Kreise in NRW nur von. Doch auch diese fünf Prozent wollen wir natürlich in die Arbeitswelt vermitteln“, so Blomeier.
Die Form der assistierten Vermittlung gibt es seit einigen Jahren beim Jobcenter Kreis Gütersloh und hat Erfolg. „Bei diesen Terminen bleibt für den einen oder anderen immer etwas hängen. Entweder ein Praktikum oder eine feste Stelle“, so Brockhage. Wobei die Mitarbeiter des Jobcenters darauf achten, dass Praktika tatsächlich der Berufsorientierung dienen und die Praktikanten nicht als günstige Arbeitskräfte ausgenutzt werden.
Dieses Mal werden unter anderem Fahrer und Beifahrer für den Logistikdienstleister gesucht. Dafür wird ein Führerschein der Klasse 3 beziehungsweise C1 gebraucht und eine ‚Beschleunigte Grundqualifikation‘ für Berufskraftfahrer. „Wenn man diesen Führerschein noch nicht besitzt, dann ist das kein Hindernis. Viel wichtiger ist, dass der Bewerber den Job wirklich haben will“, sagt Brockhage. Der passende Führerschein und auch die IHK-Prüfung für die ‚Beschleunigte Grundqualifikation‘ können im Anschluss gemacht werden. Die Kosten dafür übernimmt das Jobcenter.
Für die Mitarbeiter des Jobcenters Halle ist der Blick über die Landesgrenze nichts Neues. „Wir arbeiten immer wieder interkommunal zusammen. Immerhin können wir von hier ja fast schon nach Niedersachsen gucken“, erklärt Blomeier. Diese Möglichkeit für die fünf Bewerber kam durch die Zusammenarbeit der Jobcenter Halle/Westf. und Osnabrück zustande. Sonst nehmen Brockhage und die 13 weiteren Arbeitsberater in Halle/Westf. telefonisch oder persönlich Kontakt zu den Unternehmen der Region auf und klären, ob Bedarf an Mitarbeitern besteht. „Viele Arbeitgeber sind überrascht, dass das Jobcenter vor Ort auch für die Arbeitsvermittlung zuständig ist und nicht nur die Agentur für Arbeit in Gütersloh. So kommen gute Kontakte zu den hiesigen Unternehmen zustande, die uns helfen die Arbeitssuchenden zurück in die Arbeitswelt zu bekommen“, erläutert Blomeier das Vorgehen seiner Mitarbeiter.
Im Anschluss an das Bewerbungsgespräch spricht Brockhage mit jedem der Bewerber noch einmal darüber, was gut und was weniger gut bei der Bewerbung war. Dadurch wissen sowohl der Arbeitsberater als auch der Arbeitssuchende, was sie beim nächsten Mal anders machen können, falls es dieses Mal nicht mit einem Arbeitsvertrag geklappt hat.