Kunst trifft Literatur. Unter dem Titel „Ansicht & Einsicht“ präsentiert das Museum für Westfälische Literatur Gemälde und bibliophile Buchprojekte des Künstlers Klaus G. Gaida. Eröffnet wird die Präsentation in Anwesenheit des Künstlers am Sonntag, dem 5. Februar, um 16.30 Uhr, auf dem Kulturgut Haus Nottbeck in Oelde-Stromberg. Anschließend liest die bekannte Schauspielerin Mechthild Großmann Texte aus Gaidas Kunstbuch-Projekt „Es fünf aber die“. Die Lesung beginnt um 17.30 Uhr.
In seiner bildnerischen Arbeit befasst sich der Künstler Klaus G. Gaida seit Jahren mit der Untersuchung hergebrachter Zeichen- und Schriftsysteme, die er in eine neue, eigene Bildsprache überführt. Er behandelt Themen, die häufig Randbereichen der Aufmerksamkeit entstammen: Vermeintlich Beiläufiges kommt in den Blick, wird künstlerisch in Bildserien erforscht, kategorisiert, archiviert oder katalogisiert. Dabei ist Sprache für die Kunst Gaidas immer ein zentrales Element: Sei es als in die Arbeiten integrierte Bildlegende, die oft für überraschende Wendungen von Seh- und Wahrnehmungsgewohnheiten sorgt. Sei es als Gegenstand spielerisch angelegter Sprachforschungen, die in Bildserien „Die Mittel der Malerei“, „Diplomatische Buchstaben“, „Worte entfernen“ oder „Wort-Archiven“ ihren Ausdruck finden. Allein dem Gehör verpflichtete Begriffe wie „Mettafüsiek“, „Reedewenndunk“, „Anntikwaar“ oder „Ferrschtänndigunnk“ tauchen auf, die literarischen Werken bekannter Autoren – wie hier Arno Schmidt – entlehnt sind.
Neben Bildern und Teilen ausgewählter Werkgruppen, die zum Teil erstmal öffentlich zu sehen sind, zeigt die Ausstellung auch Gaidas bibliophile Kunstbuchprojekte, die in Zusammenarbeit mit verschiedenen Schriftstellern (darunter Thomas Kling oder W. G. Sebald) entstanden. Ein besonderes Exponat ist das Filmzeugnis „Angeln ohne Haken“ von Sigmar Polke, das eine Autogrammstunde der von Gaida gegründeten Kunstband „Die Kontainers“ aus dem Jahr 1979 dokumentiert.
Eine der aufwändig erstellten Publikationen Gaidas wurde von der Hamburger Schauspielerin Mechthild Großmann rezitiert. „Es fünf aber die" basiert auf dem gleichnamigen Werkzyklus des Künstlers, in dem er vierzehn auf Bierdeckeln vorgefundene anonyme Kritzeleien in Bilder übertragen hat. Das Buch bittet dazu ebenso viele international tätige Autoren zu Wort – mit der Vorgabe, mit dem persönlichen unvoreingenommen Blick auf die Bildwerke einzugehen, assoziative Bildbeschreibungen zu verfassen und dabei auf kunsthistorische Sehgewohnheiten zu verzichten. Die entstandenen Texte sind so unterschiedlich wie die Autoren selbst. Das Spektrum der Beiträge reicht vom Kurator und Museumsdirektor Stephan Berg bis zum Georg-Büchner-Preisträger Arnold Stadler.
Zur Eröffnung ist Mechthild Großmann mit „Es fünf aber die" zu Gast auf dem Kulturgut. Durch ihre langjährige Zusammenarbeit mit dem Tanztheater von Pina Bausch, zahlreiche Theater- und Hörbuchproduktionen sowie nicht zuletzt durch ihre Rolle als Staatsanwältin Klemm im „Tatort" Münster ist die Schauspielerin dem Publikum bestens bekannt. Großmanns Lesung der verschiedenen Texte wird begleitet von Projektionen der beschriebenen Bildwerke, so dass sich Bild und Text zu einem simultanen Erlebnis verbinden, das kaum besser passen könnte zum Titel der Ausstellung „ANSICHT & EINSICHT“ von Klaus G Gaida. Nach der Eröffnung ist die Ausstellung noch bis zum 1. Mai im Literaturmuseum und Gartenhaus des Kulturguts Haus Nottbeck zu sehen.