Algorithmen bestimmen immer häufiger für und über Menschen und entscheiden somit über gesellschaftliche Teilhabe. Damit die Digitalisierung zu mehr Chancen für alle Menschen führt, braucht es Regeln. Bertelsmann Stiftung und iRights.Lab haben deshalb die Algo.Rules entwickelt, mit denen ethische Standards im Programmiercode verankert werden können.
Die Entscheidungen von algorithmischen Systemen haben erhebliche Auswirkungen auf unser Leben. Bertelsmann Stiftung und der unabhängige Think Tank iRights.Lab haben in einem breiten Beteiligungsprozess gemeinsam Regeln für die Gestaltung algorithmischer Systeme erarbeitet und vorgestellt.
Bei diesen sogenannten „Algo.Rules” handelt es sich um einen Katalog an formalen Kriterien, die eine gesellschaftlich förderliche Gestaltung algorithmischer Systeme ermöglichen und erleichtern sollen. Die Regeln schaffen Voraussetzungen für ethische Erwägungen und für die Um- und Durchsetzung rechtlicher Rahmenbedingungen im Zeitalter von Algorithmen. Diese Kriterien sollen bereits bei der Entwicklung der Systeme mitgedacht und „by design“ implementiert werden.
Die Algo.Rules richten sich an alle Personen, die einen wesentlichen Einfluss auf die Entstehung, Entwicklung und Anwendung von algorithmischen Systemen haben. Für Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann Stiftung, steht die Notwendigkeit guter Regeln für Algorithmen außer Frage: „Wir müssen bestehende gesellschaftliche Normen mit ins digitale Zeitalter nehmen. Dazu brauchen wir Regeln für all jene, die mit Algorithmen arbeiten, sie entwerfen oder anwenden.“
Algo.Rules sind Ergebnis von umfänglichen Beteiligungsprozess
Die Kriterien sind Ergebnis eines umfangreichen Entwicklungs- und Beteiligungsprozesses: In Workshops mit Expertinnen und Experten, Telefoninterviews sowie einer breit angelegten Onlinebefragung wurden die Regeln aufgestellt. Insgesamt haben sich rund 400 Personen aus unterschiedlichsten gesellschaftlichen Bereichen und wissenschaftlichen Disziplinen beteiligt. Philipp Otto vom unabhängigen Think Tank iRights.lab: „Der breite Beteiligungsprozess zur Entwicklung der Algo.Rules war inspirierend und anregend. Wir haben sehr schnell erkannt: Der Bedarf nach einem Kriterienkatalog wie wir ihn nun vorlegen, ist riesengroß und wird geradezu händeringend vermisst.“
Eine der beteiligten Expertinnen ist die ehemalige Bundesministerin der Justiz Sabine Leutheusser-Schnarrenberger: „Wir zeigen mit den Algo.Rules, wie Lösungen aus der Gesellschaft heraus und damit unabhängig vom politischen Gesetzgebungsprozess entstehen können. Wir wollen Verbindlichkeiten schaffen und daran arbeiten, die entstandenen Punkte nun zu implementieren und weiterzuentwickeln. Wir zeigen, wie man gesetzliche Regelungen und normative Werte für algorithmische Systeme nutzbar machen kann. Denn weder Politik noch die Wirtschaft oder die Gesellschaft können alleine dafür sorgen, dass ethische und rechtliche Rahmenbedingungen eingehalten werden, sondern dass es auf das Zusammenspiel aller Beteiligten ankommt. Die Algo.Rules sind ein ganz konkretes Ergebnis dieser Erkenntnis. Das gab es so bisher noch nicht.“
Die Algo.Rules sind ein erster wichtiger und neuartiger Versuch, algorithmische Systeme gemeinwohlorientiert zu gestalten. In der nächsten Projektphase werden Bertelsmann Stiftung und iRights.Lab die Regeln für unterschiedliche Zielgruppen – Programmierer und Programmiererinnen sowie Führungskräfte in Unternehmen – spezifizieren und Implementierungsstrategien erarbeiten. Auch hier gilt laut Dräger: „Die Detaillierung der Algo.Rules können wir nicht alleine angehen. Wir rufen daher Organisationen und Individuen, die algorithmische Systeme entwickeln und einsetzen, zur Beteiligung auf!“
Alle Informationen zu den Algo.Rules finden Sie auf der Website www.algorules.org
Logo © Bertelsmann Stiftung