Gütersloh. Rehkitze, Hasen, Fasane und Rebhühner- sie alle leben in Wiesen und Feldern, doch wenn die Zeit des Mähens ansteht, ist es mit ihrem ruhigen Leben dort vorbei. Nicht selten droht ihnen der Tod durch das Mähwerk eines Treckers. Akustische Wildretter können dies neuerdings verhindern. „Wir sind froh mit diesem Projekt einen wichtigen Beitrag zum Tierschutz leisten zu können“, erklärt Wilhelm Gröver, Leiter der Abteilung Umwelt beim Kreis Gütersloh.
Insgesamt 100 der Minisirenen konnte die Aktionsgemeinschaft, zu der die Abteilung Umwelt des Kreises Gütersloh, die Landwirtschaftskammer Gütersloh, der Landwirtschaftliche Kreisverband, der Verein für Landschaftspflege, die Biologische Station Gütersloh/Bielefeld, der Kreisimkerverein und die Kreisjägerschaft gehören, 2014 in den Umlauf bringen. Die Hälfte der Kosten dafür übernahm der Kreis Gütersloh, den Rest zahlten die Abnehmer selbst. So auch in diesem Jahr, wo 110 Wildretter zur Verfügung stehen. Jeder kostet rund 50 Euro. „Damit können wir wieder vielen Tieren das Leben retten“, freute sich Ulrich Bultmann, Kreisgeschäftsführer der Landwirtschaftskammer, über die erfolgreich fortgesetzte Zusammenarbeit.
Die hochfrequenten Sirenen, sogenannten Beeper, erzeugen einen Schalldruck von etwa 105 Dezibel. Sie stammen von einem Hersteller aus Versmold und werden mittels Magneten direkt vorne am Mähgerät angebracht, wodurch sie für den Landwirt nicht zu hören sind und ihn somit nicht stören. Das hohe und unangenehme Geräusch schreckt die Tiere deutlich stärker und eher auf als der normale Lärmpegel des Traktors, so dass die Tiere früher flüchten. Dies ist wichtig, da viele Tiere sich einfach nur ducken wenn das Mähgerät kommt, sich aber nicht von der Stelle bewegen. Oft bedeutet das für sie den sicheren Tod.
Anfangs ein großer Skeptiker der Beeper war Landwirt Carsten Frentrup-Stolte aus Steinhagen-Brockhagen „Ich dachte erst, die Dinger bringen nichts“. Doch schnell wurde er eines besseren belehrt: „Die Tiere verlassen die Fläche schon, wenn das Gerät vor dem Feld angeschaltet wird“, war er positiv überrascht und hat sie bereits in der vergangenen Saison benutzt. Seine Bilanz: „Praktikabel, kostengünstig und kein totes Rehkitz.“
Doch die Wildretter dienen nicht nur zum Schutz der Wildtiere und seltenen Tierarten, sondern haben einen weiteren Vorteil: Die durch das Mähen gestorbenen Tiere landen in der Silage und damit zum Beispiel im Futter der Milchkühe, womit sich deren Krankheitsrisiko erhöht.
Grundlage der Aktion ist ein Beschluss des Umweltausschusses des Kreises. Er legte Anfang des vergangenen Jahres fest, im Laufe von drei Jahren 20.000 Euro für das Projekt „Artenreiche Feldflur“ zu verwenden, das im Rahmen des Klima- und Artenschutzkonzeptes durchgeführt wird. Landwirte, Lohnunternehmer, Naturschützer und Jäger können die Wildretter bei der Landwirtschaftskammer unter Telefon 02581/637921 oder per Mail an ingrid.hoeing(at)lwk.nrw.de bestellten oder bei den Saatgutverteilstellen der Kreisjägerschaft erwerben.