Eine ägyptische Unternehmerdelegation besuchte den Kreis Gütersloh. Auf Einladung von Klaus Brandner, Vorsitzender von Pro Bildung Egypt und Staatsekretär a.D., ging es um die Vorzüge des deutschen Dualen Ausbildungssystems.
Denn betriebliche Berufsbildung ist in Ägypten sehr schwach ausgeprägt. „Ohne Fortschritte bei der Berufsqualifizierung wird sich die ohnehin angespannte soziale und wirtschaftliche Situation des Landes noch weiter verschlimmern“, sagt Klaus Brandner.
Beim Besuch des Miele-Werks informierten sich die ägyptischen Führungskräfte über die Ausbildungspraxis. Dass Betriebe Verantwortung für Ausbildungsgänge übernehmen, in denen festgelegte Kenntnisse vermittelt werden, kennen die ägyptischen Führungskräfte bisher nicht aus ihrer Heimat. Hierin liegt für Klaus Brandner jedoch ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg: „Über verlässliche Standards in der Berufsbildung und Teilhabe der Beschäftigten wird eine Steigerung der Produktivität und damit Wettbewerbsfähigkeit ermöglicht.“ Sicherlich ließe sich das deutsche System keineswegs eins zu eins auf Ägypten übertragen. Der Austausch mit ägyptischen Partnern zeigt Brandner aber immer wieder, „dass unser duales Ausbildungssystem auf internationaler Ebene wichtige Impulse für bessere betriebliche Berufsbildung geben kann“. Um einen Eindruck von der Arbeit in einer deutschen Berufsschule zu bekommen, besuchte er mit der ägyptischen Delegation das Reckenberg-Berufskolleg in Rheda-Wiedenbrück. Hier erlebten die Gäste den typischen Berufsschulalltag, in dem auch Politikunterricht und Sport einen Platz haben.
Die Verbesserung der wirtschaftlichen und beruflichen Situation in Ägypten würde entlastend auf die aktuelle Flüchtlingsnot einwirken, analysiert Klaus Brandner. Wenn Wirtschaftskraft und Teilhabe im größten arabischen Land ansteigen, können hier mehr Menschen aus den von Gewalt und Bürgerkrieg geplagten Nachbarländern Zuflucht finden.