Es war keine schöne Nachricht für die Liebhaber akustischer Livemusik: Die beliebte Livemusikreihe »GTownMusic Acoustic Session« im Gütersloher Brauhaus wird mit einer letzten Veranstaltung im Januar eingestellt. Die Gründe dafür sind vielfältig – allem voran mag überraschenderweise auch das partielle Überangebot kostenloser Veranstaltungen in Gütersloh mitentscheidend gewesen sein, denn die Publikumsströme verteilen sich dadurch immer breiter, ohne dass mehr Menschen in die Stadt kommen.
Über 100 Musikveranstaltungen gibt es in Gütersloh pro Jahr bei freiem Eintritt zu erleben, 12 davon hat die Acoustic Session immer am ersten Donnerstag im Monat belegt. Für das Publikum erzeugt das die Qual der Wahl, zumal der verfügbare Zeitrahmen bei den Besuchern natürlich begrenzt ist. Mit dem Publikum sinken dann auch die Spendeneinnahmen, die vielfach über den »Hut« gesammelt werden und die anfallenden Kosten zum Beispiel für Künstler, Technik und GEMA decken sollen. Stimmt das Verhältnis von Kosten und Besuchern nicht, klafft schnell eine Deckungslücke, die nur über Sponsoren oder private Mittel der Initiativen gedeckt werden können – und schon kann eine erfolgreiche wie beliebte Kulturreihe nicht weitergeführt werden.
Die Acoustic Session betrifft das insbesondere, da von der privaten Kultur-Initiative in beeindruckenden 94 Veranstaltungen in Gütersloh und weiteren 13 in Bielefeld keine öffentlichen Mittel zur Verfügung standen und alle offenen Kosten durch Sponsoren wie zuletzt das Gütersloher Brauhaus und GüterslohTV als starke Partner getragen wurden. Letztlich aber darf es – und da sind sich alle Aktiven einig – kein dauerhaftes Zuschussgeschäft sein, diesen attraktiven Anlaufpunkt mit zusätzlich viel ehrenamtlichem Engagement zu bieten. Die angestrebte »schwarze Null« konnte in diesem Jahr nur selten erreicht werden. Nun wird die Reißleine gezogen, ab Februar wird der seit fast acht Jahren angestammte Termin frei bleiben.
Anstatt im Kummer zu verfallen, wollen sich die Initiatoren aber feierlich verabschieden: Am 14. Dezember – ausnahmsweise am 2. Donnerstag im Monat – setzen »Schelpmeier & die Plögerette« einen schillernden Zwischenakzent, bevor die offene Bühne wieder vielen Gastmusikern Platz für ihre Darbietungen bietet. Man darf sich wie immer auf ein sehr buntes Programm freuen. Am 4. Januar wird es dann endgültig: Nach dem Duo »Blaupause«, das den Brauhaus-Saal in diesem Jahr bereits auf der offenen Bühne zum Kochen gebracht hat, gibt es noch zwei seit langem vergebene Slots auf der offenen Bühne, bevor Session-Mitgründer Jay Minor mit seiner Band »neXus« einen regelrechten Kehraus gibt. Beginn ist jeweils um 20 Uhr, der Eintritt ist frei.
Das letzte Lied wird der bekannte Fingerstyle-Gitarrist aus Verl dann ganz so, wie es die Acoustic Session-Tradition gebietet, alleine auf der Bühne gestalten. Anschließend geht ein langes Kapitel Gütersloher Kulturgeschichte zu ende.
Fakten zur Acoustic Session
In Gütersloh und Bielefeld zusammen gab es 107 Veranstaltungen von April 2010 bis Januar 2018 · dabei wurden von 106 verschiedenen Acts 114 lange Sets gespielt (Opener oder Special) · es gab 720 Slots auf der Offenen Bühne, die von 335 verschiedenen Acts gespielt wurden · insgesamt präsentierten sich 410 verschiedene Acts · die Gesamtspielzeit bei den 107 Veranstaltungen betrug rund 350 Stunden Livemusik