Jugend in Sachen Klima und Natur unterwegs
Gütersloh. Schottische Hochlandrinder mit Namen wie Veronika, Lena oder Armin, ein britischer Kommandeur, der den Truppenübungsplatz Senne zeigte und viel wissenswertes zum Thema Energie – die lettischen und deutschen Jugendlichen bekamen viel zu sehen. 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Jugendprogramms, das im Rahmen des Lettisch-Deutschen Partnerschaftsforums stattfand, beschäftigten sich vier Tage mit dem Thema ‚Natur erhalten – Klima schützen‘.
Peter Rüther von der Biologischen Station Kreis Paderborn - Senne stellte den Naturraum Senne vor. Aktiv ans Werk gingen die Jugendlichen bei einem Arbeitseinsatz, indem sie junge Birken und Kiefern im Naturschutzgebiet Moosheide entfernten. „Es haben alle ordentlich angepackt, sehr strukturiert mitgearbeitet und richtig was geschafft“, so Rüthers Fazit. Sogar Blasen an den Händen und Sonnenbrände nahmen die jungen Leute dabei in Kauf.
Zur Besichtigung des Beweidungsprojektes in der Wistinghauser Senne ging die Gruppe von der Segelflugschule Oerlinghausen los. Im Hintergrund ein startendes Segelflugzeug nach dem anderen. Manch einer der jungen Leute noch recht müde. Die Wahl des Schuhwerks sehr unterschiedlich: Von Flippflops und Sandalen über Turnschuhe bis hin zu Gummistiefeln und Wanderschuhen war alles dabei. Die schottischen Hochlandrinder hatten die Ruhe weg und ließen sich von der großen Gruppe nicht bei ihrem Bad im kühlen Teich stören. Neugierig sind sie und laufen einem hingehaltenen Brötchen auch gerne mal hinterher. Ihre eigentliche Aufgabe ist es jedoch, die jungen Baumtriebe und Sträucher im Wald abzufressen, damit andere, erwünschte Pflanzen viel Licht bekommen und Platz haben. Im Naturschutzgebiet Moosheide bekamen die Jugendlichen noch die Senner Pferde − und damit Tiere der ältesten Pferderasse Deutschlands – zu sehen.
Anschließend stand eine Rundfahrt über den Truppenübungsplatz in der Senne auf dem Programm. Oberstleutnant Mike Onslow zeigte das Gelände von einer unbekannten Seite. In seiner Uniform und mit einem lockeren Spruch auf den Lippen zog er direkt die Aufmerksamkeit der jungen Menschen auf sich. Durch ihn hatte die Gruppe unter anderem das Privileg, den Haustenbecker Turm, der 1941 als Beobachtungsturm für das übende Militär erbaut wurde, zu erklimmen. Heute wird er vor allem von verschiedenen Greifvögeln wie zum Beispiel Falken bewohnt. Die vielen Treppenstufen, die die jungen Leute am späten Nachmittag noch hinauf stiegen, führten zwar zu Schweiß und kurzem Atem, wurden aber mit einem tollen Blick über die Senne belohnt.
Einen Blick warfen die jungen Frauen und Männer auch in die Geschichte: Am Ehrenfriedhof der sowjetischen Kriegstoten in Stukenbrock-Senne, der direkt neben der Dokumentationsstätte Stalag 326 liegt, dem ehemaligen Kriegsgefangenenlager. Zum Abschluss ging die Gruppe in Verl auf Besichtigungstour. Unter dem Motto ‚Wärme aus Erneuerbaren Energien‘ standen neben dem Hackschnitzelheizwerk, dem Fernwärmenetz und dem Satelliten-Blockheizkraftwerk auch die Biogasanlage sowie Photovoltaik auf dem Programm. „Dabei konnten die Jugendlichen erleben, wie sich eine Stadt mit erneuerbarer Wärme versorgen kann. Vielleicht ist sowas zukünftig ja auch in Lettland möglich“, erklärt Henning Korte, Klimaschutzmanager des Kreises, der die Gruppe begleitete. Im MINT-Technikum ging es anschließend praktisch ans Werk. Eine Carrera-Bahn, die mit einem Fahrrad angetrieben wurde, und ein Airlift, der mit der Kraft eines Staubsaugers in die Höhe gehoben wurde, gehörten zu den beliebtesten Stationen. Beim Bauen eines elektronischen Würfels konnten viele der Letten, die das Löten nicht kannten, lernen wie es funktioniert. „Für uns war es spannend, etwas über Energie und Klimaschutz in Lettland zu erfahren“, erklärt Kim Nadine Ortmeier, ebenfalls Klimaschutzmanagerin, die die Jugendlichen betreute. „Die lettischen Besucher haben hier viel gelernt und so Manches gesehen, was sie nicht kannten“, beschreibt sie das gegenseitige Geben und Nehmen des Austausches.
Die Emsquelle, die Heidschnuckenschäferei und Heideflächen standen ebenfalls auf dem Plan. „Das Programm war gut organisiert. Durch die Abwechslung von Vorträgen drinnen und der Bewegung draußen war es weder zu theoretisch noch zu anstrengend“, erklärte Kira Gleisberg, Auszubildende beim Kreis Gütersloh.
Die lettischen Besucher kamen unter anderem aus Valmiera, Naukseni, Riga, Burtnieki, Mazsalaca und Beverina. Untergebracht waren die Jugendlichen im GNS Senne Umweltbildungszentrum in Augustdorf. Kira Gleisberg sieht die Zeit mit den lettischen Jugendlichen als gute Erfahrung. „Besonders gut gefallen hat mir das Lagerfeuer, denn da saßen wir mit einigen Letten noch draußen und sie haben viele lettische Lieder gesungen“, so die 19-Jährige. Dies sei bei deutschen Jugendlichen ja eher nicht so verbreitet und man habe dadurch einen kleinen Eindruck von der lettischen Kultur erhalten.