Seit die Transdev Ostwestfalen GmbH (TWE-Bus) vor über drei Jahren die Buslinien im südlichen Kreisgebiet übernommen hat, wird der Öffentliche Personen-Nahverkehr (ÖPNV) im Süden des Kreises deutlich mehr genutzt: Fuhren 2010 rund 1,5 Millionen Fahrgäste mit dem ÖPNV durch das südliche Kreisgebiet, sind es in 2015 bereits über 2,3 Millionen Gäste – eine Steigerung um über 50 Prozent. „Das Ergebnis kann sich sehen lassen“, lobte Landrat Sven-Georg Adenauer die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Kreis, Verkehrsverbund Ostwestfalen-Lippe (VVOWL) und TWE-Bus. „Wenn wir es schaffen, die Menschen im wahrsten Sinne da abzuholen, wo sie stehen, haben wir unsere Sache prima gemacht.“
„Grund für die enormen Fahrgastzuwächse ist das wirklich gute Angebot der TWE, deren Busse häufiger und länger am Tag fahren“, erklärte Stefan Honerkamp, stellvertretender Geschäftsführer des VVOWL, die Hauptgründe für das gute Abschneiden. Als Beispiel führt er die Linie 77 zwischen Gütersloh und Rietberg an, bei der die Anzahl der Fahrgäste um rund 75 Prozent gestiegen ist. Die TWE fährt auf dieser Strecke alle 30 Minuten (früher stündlich) und statt um 20 Uhr endet die Betriebszeit nun erst drei Stunden später. Ebenso deutlich stiegen die Fahrgastzahlen im Ortsverkehr zwischen Schloß Holte und Stukenbrock. Zwischen Verl und Gütersloh sind über ein Drittel mehr Fahrgäste unterwegs.
Zwischen Rietberg und Lippstadt bietet die TWE-Bus seit drei Jahren ein stündliches Angebot. Hier hat sich die Fahrgastzahl vervierfacht; allerdings gab es zuvor auch nur einzelne, unregelmäßige Fahrten. Auf der Linie 70 zwischen Rheda-Wiedenbrück, Langenberg und Lippstadt sind rund ein Viertel mehr Fahrgäste unterwegs. Die TWE-Bus fährt auf dieser Strecke vor allem in den Abendstunden und am Wochenende häufiger als der vorherige Betreiber.
„Wir waren uns sicher, dass die Kunden gerne mit dem ÖPNV fahren möchten, aber das Angebot bisher einfach nicht ausreichend war“, erläutert Winfried Erichlandwehr, Geschäftsführer der TWE-Bus. „Daher haben wir auf vielen Strecken das Angebot angepasst. Dass die Nachfrage so stark gestiegen ist, freut uns sehr und bestätigt unsere Annahme, dass ein gutes ÖPNV-Angebot nicht um 20 Uhr enden darf.“
Nur zwei Linien sind „Sorgenkinder“. Dies ist zum einen die Linie 76 zwischen Rietberg und Rheda-Wiedenbrück. Auf dieser Linie gab es vorher nur sehr wenige Fahrten und damit auch nur wenige Fahrgäste, so dass heute zwar rund 75 Prozent mehr Fahrgäste unterwegs sind, die absolute Anzahl bleibt aber weit hinter den Erwartungen zurück. Zum anderen gibt es einen Fahrgastrückgang auf der zweiten Ortslinie in Schloß Holte-Stukenbrock. Die Linie 84.2 verkehrt zwischen Schloß Holte Bahnhof und dem Ortsteil Liemke. Das stündliche Angebot, das es auch schon im Jahr 2011 gab, nutzten über 20 Prozent weniger Fahrgäste. Eine Erklärung gibt es für diesen Rückgang nicht.
Insgesamt überwiegen die positiven Zahlen. Schon die Entwicklung der absoluten Fahrgastzahlen (ohne Schüler) im südlichen Kreis lässt hoffen, dass der ÖPNV weiter an Bedeutung gewinnt. Für die zukünftigen Planungen zum Busangebot liefern die jetzt vorliegenden Zahlen für die ÖPNV-Verantwortlichen wichtige Anhaltspunkte. Wichtiges Fazit der Planer: Ein gutes ÖPNV-Angebot wird angenommen. „Guter ÖPNV fährt dort, wo Menschen von A nach B kommen wollen“, resümiert Honerkamp und Erichlandwehr ergänzt: „Das funktioniert nicht immer und überall, aber dass man mit guten Angeboten Menschen im wahrsten Sinne des Wortes bewegen kann, zeigen die Zahlen deutlich.“