Gütersloh. Musik, Ehrengäste, Festrede, Grußworte – der Festakt im Kreishaus Gütersloh zum 50-jährigen Bestehen des Kreises Gütersloh setzte auf Bewährtes – und Unkonventionelles.
Matthias Borner, Autor und Stadtführer mit humoristischem Einschlag, entführte die über 200 Gäste im großen Festsaal unter dem Titel „Einzigartig! Eine humorvolle Reise durch die 13 schönsten Städte und Gemeinden des Kreises Gütersloh“. Landrat Sven-Georg Adenauer bediente sich rhetorisch in seiner Begrüßung bei den „Fantastischen 4“ und zu Beginn des Empfangs stürmte ein Frauenchor das Foyer.
Wirtschaftsstärke und Steuerkraft – am Mikrofon wurde an diesem Tag vieles erwähnt, was die Bürgerinnen und Bürger in den ehemaligen Kreisen Halle/Westfalen und Wiedenbrück vereint, aber auch, was sie nach wie vor trennt. Das Datum der Feierstunde war bewusst gewählt: Die geladenen Gäste aus Politik und Gesellschaft feierten das 50-jährige Bestehen des besten Kreises der Welt exakt 50 Jahre nach der ersten Kreistagswahl, die am 25. März 1973 stattfand. In seiner Festrede berichtete André Kuper, Landtagspräsident und ehemaliger Bürgermeister von Rietberg, wie er die Künstliche Intelligenz zum Kreis Gütersloh befragt hat:
„Warum ist es im Kreis Gütersloh so schön?“ Vom Chatbot kam die Antwort, er könne keine Gefühle empfinden und daher nicht beurteilen, ob es im Kreis Gütersloh schöner sei als anderswo. Kuper zeigte dann auf, dass es gerade die persönlichen Erfahrungen seien, die die Sichtweisen auf unsere Region ausmachten. Verbunden mit einem Glückwunsch dankte er „allen hier lebenden Menschen, die sich haupt- wie ehrenamtlich, in Politik und Gesellschaft, in der Wirtschaft und den Gewerkschaften, in Kultur, in Kirchen, Vereinen und Projekten für das Miteinander im Kreis Gütersloh engagieren.“ Warum der Kreis der „beste Kreis der Welt“ sei, das werde man der Künstlichen Intelligenz eines Tages auch noch beibringen.
Mit großer Freude begrüßte Landrat Sven-Georg Adenauer die „Mütter und Väter unseres Kreises, die Alt-73er“: Ursula Bolte, Franz-Josef Balke, Liesel Fronemann-Keminer, Ulrike Poetter, Hans Daberkow und Ludger Drewes.
Sicherlich könne man die Kreise als Konstrukt grundsätzlich in Frage stellen, sagte Adenauer und wies auf die jüngeren kommunalen Neuordnungen in der lettischen Partnerregion Valmiera hin. „Ich finde jedoch, die Kreise, sie haben sich bewährt und sind über die Zeiten ein stabiles Bollwerk der staatlichen Verwaltung“, bekannte er sich zu unserer kommunalen Ordnung.
Adenauer räumte ein, dass sich nach dem Coronaausbruch bei Tönnies 2020 gezeigt habe, dass noch nicht alle Gräben überwunden seien. Damals fragten viele im Norden, was sie denn damit zu tun hätten und versuchten sich der Kollektivbestrafung durch den Rest der Republik zu entziehen.
Schmunzeln rief eine Redepassage hervor, die Adenauer an die Fantastischen 4 anlehnte: „H1N1, ASP beides nich‘ OK. PCB und PFT, ojemine. WD, HW und GT und Museum PAB, m.f.G, mit freundlichen Grüßen Kreis Gütersloh.“
Regierungspräsidentin Anna Katharina Bölling lobte die hervorragenden Lebensverhältnisse und sah im Kreis Gütersloh einen „attraktiven Lebensmittelpunkt“. Sie sagte: „Diese wunderbaren Entwicklungen, die feiern Sie mit einem breiten und bunten Programm, welches heute den Auftakt hat.“ Und sie wusste auch schon, dass es in den Kommunen jeweils Wetten gegen den Landrat gibt. Langenberg hatte im März den Auftakt gemacht.
Warum die Dreizehn eine ganz besondere Zahl ist? In Anspielung auf die dreizehn Kommunen im Kreis spielte Hubert Erichlandwehr, Sprecher der Bürgermeister im Kreis mit der Zahl und kam zu dem Schluss: „Das ist es, was uns dreizehn Kommunen und den Kreis Gütersloh ausmacht: Lebendigkeit und positives Wachstum.“
Auf höchst amüsante Weise führte Matthias Borner sein Publikum durch ‚die dreizehn schönsten Städte und Gemeinden des Kreises‘ Dabei ging es von schallendem Gelächter und Applaus unterbrochen zum Beispiel nach Langenberg („einzigartig überschaubar“) über Verl („einzigartig divers“) bis „einzigartig lecker“ (Versmold), „einzigartig kunstvoll“ ( Werther) und „einzigartig lebenswert“ (Gütersloh).
Beste Grüße aus der Partnerregion Valmiera in Lettland überbrachte Bürgermeister Janis Baiks. Sehr ernst wünschte er sich „Frieden in der Welt“ und wartete sichtlich ergriffen den dann folgenden langen zustimmenden Applaus ab.
Mit vier Gesangsbeiträgen bereicherte Miriam Köpke, Leiterin der Kreismusikschule, begleitet von einem Ensemble der Musikschule für den Kreis Gütersloh den Festakt. Am Schluss brillierte sie mit „Non, je ne regrette rien“ von Edith Piaf.
"Schematus" - Wahlmaschine von anno 1973
Als kurioses Fundstück stellte Michael Hellweg (Leiter des Büro des Kreistages) eine Wahlmaschine aus, die bei der Kreistagswahl 1973 im Einsatz war. Das Stimmenzählgerät ‚Schematus‘ wurde ähnlich wie ein alter Zigarrettenautomat bedient. Die Wähler gaben ihre Stimme durch Ziehen eines Knopfes ab. Der Zug wurde im Innern mechanisch gezählt. Durch Ablesen der Zähler im Gerät konnte so nach dem Schließen der Wahllokale binnen Minuten ein zuverlässiges Ergebnis ermittelt und aus dem Wahllokal weitergemeldet werden. Erfinder dieser 55 Kilo schweren Maschine, die damals 2.450 DM in der Anschaffung kostete, war Kreisoberamtmann Hubert Schemmann, damals Tüftler-Talent und Wahlsachbearbeiter.
Bild: Festakt im Kreishaus (Foto: Kreis Gütersloh)