Gütersloh. „In der zweiten Bildungskonferenz ging es noch um Grundsatzfragen, jetzt sind wir schon ein ganzes Stück weiter“, begrüßte Susanne Koch, Kreisdirektorin und Fachbereichsleiterin Bildung, Jugend und Soziales, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der dritten Bildungskonferenz.
Sie fand im Kreishaus Gütersloh zum Thema „Wege zur Inklusion − voneinander, miteinander, füreinander“ statt. Jetzt stünden die Konzepte im Vordergrund, verdeutlichte Koch anhand eines Fahrplans, der das Strategiekonzept des Kreises zum inklusiven Gemeinwesen zeigt und die verschiedenen Bereiche auf dem Weg zu dieser inklusiven Gemeinschaft darstellt.
Mit der Bildungskonferenz sollte die Weiterentwicklung der regionalen Kooperationsstrukturen im Kreis Gütersloh unterstützt werden, denn die Entwicklung eines inklusiven Bildungssystems stellt für jede einzelne Bildungseinrichtung eine große Herausforderung dar. Eine Voraussetzung um diese zu meistern und den Inklusionsprozess zu gestalten, ist die abgestimmte Zusammenarbeit der verschiedenen Bildungsakteure. Und so kamen auf Einladung des Bildungsbüros Kreis Gütersloh rund 230 Vertreter aus Kitas und Schulen, Schulaufsicht, Schulverwaltung, Kommunen, Kreis, Politik auch Eltern − also alle, die an Bildung beteiligt sind.
Michael Uhlich, Abteilungsleiter Schule der Bezirksregierung Detmold, lobte die Zusammenarbeit mit dem Kreis und hob die Wichtigkeit des Themas hervor. „Inklusion ist ein gesellschaftliches Thema, nicht nur ein Schulisches.“ Deswegen könne man nur etwas bewegen, wenn man auch gesellschaftlich etwas bewegt.
In einem Impulsreferat widmete sich Melanie Urban von der Universität Bielefeld der „Kooperation als Schlüsselqualifikation in der Gestaltung inklusiver Bildungsprozesse“. Als kooperationsfördernde Strukturen stellte sie zum Beispiel feste Zeiten für die Zusammenarbeit, gemeinsame Fortbildungen und Transparenz durch Ansprechpartnerinnen vor. Zudem sollten die Grundlagen der Kooperation, wie Verantwortlichkeiten, Umgang mit Kritik und generelle Bedingungen (zeitlich, materielle, räumlich) in einem Kontrakt festgehalten werden.
Einen Praxisbericht zur Inklusion und Kooperation hielt Katrin Zacher von der Grundschule Kleine Kielstraße in Dortmund, die Träger des Deutschen Schulpreises ist. Die Schule liegt in einem so genannten sozialen Brennpunkt, der durch hohe Arbeitslosigkeit und Armut geprägt ist. 90 Prozent der Schüler dort haben einen Migrationshintergrund, so dass bei rund 400 Kindern 32 Nationen vertreten sind. Für die Schule wurde eine Bildungskette entwickelt, deren Maßnahmen die Kinder im Quartier unterstützten. So werden in Kooperation mit zahlreichen externen Partnern beispielsweise frühkindliche Förderangebote für die unter dreijährigen Kinder angeboten, die Einbindung der Eltern gefördert und Geschwisterkinder betreut. Besonders im Vordergrund steht in der Schule auch das jahrgangsübergreifende Lernen, durch das die Kinder voneinander lernen, soziale Rollenwechsel erfahren und gezielte Förderung möglich ist. Durch die systematische Kooperation der Lehrkräfte, die sich unter anderem durch klare Verantwortlichkeiten, zielorientierte und strukturierte Besprechungen sowie arbeitsteilige Vorbereitung des Unterrichts auszeichnet, können zeitliche Ressourcen gespart werden.
In Foren zu sieben verschiedenen Themen nahmen die Teilnehmenden die zentralen Aufgaben der Bildungseinrichtungen, die im Kontext von Inklusion und Kooperation von besonderer Bedeutung sind, in den Blick: Förderung von Kindern und Jugendlichen, die Beratung von Kindern, Jugendlichen und Eltern, die Gestaltung des Ganztags und die Übergangsgestaltung von der Kita zur Primarstufe, von der Primar – zur Sekundarstufe I, der Sekundarstufe I – Sekundarstufe II sowie von der Schule in den Beruf. Leitfragen für den moderierten Austausch innerhalb der Themenforen waren unter anderem „Welche Partner sind hilfreich beziehungsweise notwendig zur Umsetzung dieser Aufgabe?“ oder „Welche Strukturen braucht die erfolgreiche Zusammenarbeit?“.
In lokalen Foren ging es um die konkrete Vernetzung, gemeinsames Reflektieren und den Austausch über die aktuelle Situation. Die anwesenden Vertreter der einzelnen Kommunen diskutierten angeregt darüber, wie Kooperationen im Zusammenhang mit Inklusion gelingen können und entwickelten die nächsten Schritte für die Zusammenarbeit vor Ort. Außerdem wurde formuliert, in welcher Form das Bildungsbüro die Weiterentwicklung der Kooperationsstrukturen im Kreis Gütersloh unterstützen kann. Das Bildungsbüro wird die Ergebnisse der verschiedenen Foren jetzt auswerten und Möglichkeiten zur Begleitung der Kooperationen vor Ort entwickeln.