Wohngemeinschaft statt Heim: Die Friedrichsdorfer Demenz-WG „Haus im Pfarrgarten“ der Diakonie Gütersloh ist zehn Jahre alt geworden. Das hat sie mit einem Fest und rund 130 Gästen gefeiert. Sie ist buchstäblich und sprichwörtlich mittendrin: Die Pflege-Wohngemeinschaft „Haus im Pfarrgarten“ in Friedrichsdorf liegt zentral, nur wenige Meter von der Evangelischen Kirche entfernt. „Aber vor allem sind wir und unsere 17 Bewohner ein aktiver Teil der Dorfgemeinschaft“, erklärte Leiterin Rosemarie Aue auf die Frage, was den Charakter der Demenz-WG ausmacht.
„Wir leben weder abgeschieden noch zurückgezogen – sondern eben mitten in der Gesellschaft. Schließlich stammen fast alle unsere Bewohner aus Friedrichsdorf und sind hier noch immer fest verwurzelt.“ Da kommen Freunde und ehemalige Vereinskollegen der Bewohner regelmäßig zu Besuch, und seit einigen Jahren legt der Festumzug an jedem Schützenfest einen Stopp an der WG ein.
Die Verbundenheit mit dem Ort zeigte sich auch bei der Feier zum zehnten Geburtstag des Hauses. Angehörige, geladene Gäste, aktuelle und ehemalige Mitarbeiter sowie natürlich die Bewohner feierten mit buntem Programm im benachbarten Gemeindezentrum, das die Evangelische Kirchengemeinde kostenlos zur Verfügung gestellt hatte. Die Angehörigen hatten fleißig gebacken, das Eiscafé Amigelato hatte zudem drei Torten spendiert. Zwei Clowns aus Bielefeld, das Schlager-Duo Marc & Loreen sowie DJ Manni sorgten für Unterhaltung. Der Vermieter Jürgen Wemhoff lobte die gute Zusammenarbeit mit der Diakonie und kündigte eine Verlängerung des Mietvertrags um weitere zehn Jahre an. Pfarrerin Dorothee Antony von der Evangelischen Kirchengemeinde hielt eine Andacht und stellte zehn Kerzen auf, eine für jedes Jahr. Dabei gab sie den Gästen einen kleinen Einblick in den WG-Alltag: Sie berichtete aus den ökumenischen Andachten, für die die Pastoren im Wechsel freitags ins Haus kommen.
Leiterin Rosemarie Aue wiederum schaute auf das erste Jahrzehnt der WG zurück, in der nicht nur Menschen mit Demenz und anderen gerontopsychiatrischen Krankheiten leben. Auch Senioren ohne Demenz finden hier ein Zuhause, wenn sie den Alltag alleine zu Hause nicht mehr meistern können. Viele der Mitarbeitenden sind seit Anfang an dabei. Und auch drei Senioren leben seit der Eröffnung am 1. Februar 2008 in dem Haus, als Bewohner der ersten Stunde. Ein Senior konnte sich sogar noch an das Essen am Einzugstag erinnern: „Grünkohl.“
Seit diesem ersten gemeinsamen Essen hat sich viel getan. Die Wohngemeinschaft ist fest ins Gemeindeleben integriert. Kindergartenkinder sowie Grund- und Waldorfschüler kommen regelmäßig zu Besuch, etwa an Sankt Martin oder vor Weihnachten. Jugendliche aus dem Dorf absolvieren ihre Praktika in der WG, der jeweils aktuelle Thron des Schützenvereins richtet dort einen Kaffeenachmittag aus. Und trotzdem können die Friedrichsdorfer in Sachen Gemeinschaft immer noch einmal neu überraschen: „Am Vorabend der Feier klingelten unsere Nachbarn an der Tür – zum Kränzen“, bedankte sich Rosemarie Aue. „Vor lauter Rührung hatte ich wirklich Tränen in den Augen. Damit hatten wir nicht gerechnet.“